Die Fuchsfrau

Die Fuchsfrau



Nicht nur in der europäischen Kulturtradition, wo sie als listig gelten, stehen Füchse eher für die schlechten Eigenschaften des Menschen. Auch in der japanischen Mythologie sind sie negativ belegt, gelten als Wesen, die Menschen verzaubern und in ihre magische Fuchswelt entführen können.

Kij Johnson hat diesen japanischen Mythos neu umgesetzt und dabei eine Collage japanischer Kulturtradition insgesamt erstellt. Nicht nur inhaltlich orientiert sie sich an Japan, sondern auch in der Form. So besteht der Roman aus Tagebucheinträgen aus verschiedenen Kopfkissenbüchern. Inspiration war hierfür nach Johnsons eigenen Angaben das Tagebuch der berühmten japanischen Hofdame Sei Shonagons Kopfkissenbuch.

Johnsons Schreibstil kann es aber in keiner Weise mit dieser japanischen Klassikerin aufnehmen. Zwar entwirft sie einige Haikus und wagt sich an die bei Shonagon so bekannten Aufzählketten, zum Beispiel zu dem, „was Angst macht“, aber ihre Sprache kann es mit Shonagons Genauigkeit einfach nicht aufnehmen.

Die Geschichte um die junge Fuchsfrau Kitsune, die sich in einen jungen, verheirateten Mann verliebt und versucht, diesen zu verzaubern, ist von der Grundthematik her zwar spannend angelegt, könnte aber auch gut der Hälfte der Seiten, die das Buch ausmachen, erzählt werden.

Gerahmt wird die Erzählung durch den typischen Jahreszeitenzyklus – die Geschichte beginnt voll Hoffnung im Frühjahr und endet mit dem Niedergang der Protagonistin im Winter – auch dies wieder eine Orientierung an dem japanischen Ästhetikempfinden. Für alle, die Märchen lieben, ist die Geschichte mit ihrer sanften Melancholie und dem traurigen Ende sicher ein Lesegenuss. Die Langeweile am Anfang weicht später einer magischen, verträumten Atmosphäre, die bis zum Ende hin immer dichter wird – und noch eine kleine Überraschung bereit hält.

Fazit

Johnson mischt in diesem Buch unheimlich viele Elemente japanischer Kulturtradition: Mythen, Erzähltechniken, Symbole und zuletzt die Einsicht, dass die Welt nur "fließend", eine Illusion, ist.

Verfasst am 11. März 2011 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 22. August 2019

Artikel im Blog

Zufällig ausgewählt: In Büchern stöbern

ランダムに選択しました

No Longer Human
Der Schlüssel
Der japanische Geist
Das Dorf der acht Gräber
Das Kopfkissenbuch einer Hofdame
Kokeshi – Aoki. Eine Reise nach Tokio

Die neuesten Rezensionen

Kleine Wunder um Mitternacht
Kleine Wunder um Mitternacht 14. Januar 2025
Unschuldige Täter
Unschuldige Täter 6. Januar 2025
Der Held der See
Der Held der See 3. Januar 2025
Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen 31. Dezember 2024
Heaven
Heaven 30. Dezember 2024
Insel der verlorenen Erinnerung
Insel der verlorenen Erinnerung 28. Dezember 2024
Literatur direkt aus Japan Literatur direkt aus Japan

Hier erfährst du mehr über Bücher, die es bisher nur in Japan gibt.

Bücher kaufen Wo kann ich japanische Bücher kaufen?

Ein kleiner Guide für Einsteiger

Zeitstrahl Zeitleiste

Suche dir Bücher aus nach der Zeit, in der sie spielen.

Neuerscheinungen Neuerscheinungen

Alle Neuerscheinungen für im Überblick.