Edward Strathairn ist auf den ersten Blick ein erfolgreicher Schriftsteller mit moralischer Integrität und dem Blick für das Ästhetische. Mit weit über 70 Jahren macht er sich – inzwischen schon gebrechlich – auf den Weg nach Japan, um dorthin zurückzukehren, wo er seinen Debütroman und Bestseller das Wasserrad geschrieben hat.
Edward wird in einem luxuriösen Hotel in Hakone, wo er damals seinen Roman verfasste, mit gebührendem Respekt empfangen. Sein Roman, der im Japan der Nachkriegszeit spielt, wurde dort zum Bestseller, da er darin die Amerikaner für den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki kritisiert. In Amerika dagegen ist er nahezu eine Persona non grata.
Ausgehend von seinem Aufenthalt in Japan 2003 wird auf einer zweiten Handlungsebene die Lebensgeschichte des jungen Edward von 1936 bis 1971 erzählt. Dank einer Erbschaft wird es ihm möglich, im London der 50er Jahre Japanologie zu studieren und schließlich nach Japan zu gehen. Nach einem kurzen Zwischenstopp als Übersetzer entschließt Edward sich, Schriftsteller zu werden und mietet sich in ein luxuriöses Hotel in Hakone ein. Dort trifft er das Zimmermädchen Sumiko, das sich ernsthaft in ihn verliebt.
Wir erfahren nun Stück für Stück, dass der so hochgeschätzte Schriftsteller auch seine Schattenseiten hat: Für seine Schriftstellerkarriere hat er rücksichtslos Beziehungen aufgeopfert, vor die zu Sumiko, deren Ruf ruiniert ist, als er sie verlässt und nach England zurückkehrt. Dort lässt er sich auf eine neue, ebenfalls schwierige Beziehung ein, doch es wird deutlich: Edward it nicht nur Schöngeist, er kann auch gewalttätig werden. Und Edward weiß, wie er Menschen zu seinem Zweck ausnehmen kann.
Zunächst schien ein feines Gespür für Schönheit wie ein exotisch-kitschiger Japanroman, der das Land verklärt. Schon das nicht gerade originelle Buchcover mit dem zwar künstlerisch genialen, inzwischen aber doch stark abgegriffenen Motiv von Hokusai, das auf Taschen, Platzmatten und Tassen gedruckt wird, erweckt diesen Eindruck.
Manchmal scheint der Roman auch etwas zu monumental, etwa wenn immer wieder Anspielungen auf Yasunari Kawabatas Schöngeistigkeit gemacht werden. Auch das Finale, bei dem J. David Simons einen Tsunami aufkommen lässt, vor dem Edward fliehen muss, kann man als künstlerisch dramatisierend oder wahlweise auch überzogen werten.
Durch die leise Kritik an Edward ist ein feines Gespür für Schönheit aber zum Glück mehr als die bloße selbstherrliche Lebensgeschichte eines weißen Mannes, sondern bietet auch Platz zum Nachdenken über das Verhältnis von Europa, Amerika und Japan.
Fazit
Ein alternder Schriftsteller, eine unerfüllte Liebe über Kontinente und ganz viel Japan-Exotik finden sich in diesem Roman.Verfasst am 20. September 2019 von Friederike Krempin