Tokio Neue Stadt

Tokio Neue Stadt



Mit Tokio neue Stadt endet die Tokio-Trilogie von David Peace nach gut 12 Jahren. Auch wenn es bis zur Veröffentlichung des drittens Teils viele Jahre gedauert hat, bleibt David Peace seinem bisherigen Stil treu. Wer Band 1 und 2 gelesen hat, wird mit Band 3 keine großen Überraschungen erleben.

Die Tokio-Trilogie ist in den Jahren 1946 (Band 1), 1948 (Band 2) und 1949 (Band 3) angesiedelt und behandelt jeweils drei unterschiedliche Mordfälle vor der Kulisse einer im Wandel der Nachkriegszeit stehenden Stadt, in der viele Charaktere von den traumatischen Kriegserlebnissen gezeichnet sind. Bis auf diesen gemeinsamen Rahmen behandeln die einzelnen Bücher jedoch in sich abgeschlossene Mordfälle mit unterschiedlichen Ermittlern, sodass jeder Band der Trilogie unabhängig von den anderen beiden Teilen lesbar ist.

Der Mordfall in Tokio neue Stadt beruht wie auch in Tokio besetzte Stadt (Band 2 der Trilogie) auf einer realen Grundlage: Am 06. Juli 1949 wird der Präseident der Nationalen japanischen Eisenbahngesellschaft, Shimoyama Sadanori, von einem Zug erfasst. Schnell wird klar, dass es kein Selbstmord war. Ein Mordmotiv gibt es auch, denn Sadanori hatte Massenentlassungen geplant.

Wie auch in Band 2 wird der Fall wieder aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, ohne dass es am Ende eine Auflösung gibt. Und genau wie in Band 2 ist auch die Sprache wieder durchaus anspruchsvoll. Liest sich das erste Drittel noch sachlich, sprachlich reduziert, fast schon monoton, wandelt sich die Sprache im mittleren Drittel und wird rhythmisch, hektisch, stakkatohaft, teilweise sehr experimentell. Da meine Lektüre des zweitens Bandes inzwischen 12 Jahre zurückliegt, fällt mir ein Vergleich zwischen Band 2 und Band 3 schwer. Hatte ich damals Band 2 für seine Unkonventionalität empfohlen, empfinde ich aber aus heutiger Perspektive die experimentelle Sprache in Tokio neue Stadt beim Lesen teilweise unzumutbar, da der Eindruck entsteht, dass sich der Inhalt der Form unterordnet. Da die Handlung gefühlt nicht voran- bzw. zu einem Ergebnis kommt, komme ich mir beim Lesen vor, als müsste ich mich durch das literarischen Schaffen eines Autors arbeiten, nur um der Sprache und des Stil Willens. Erschwert wird das Lesen zusätzlich dadurch, dass bei der wörtlichen Rede Anführungszeichen oder sonstige Kennzeichnungen durch Sonderzeichen im gesamten Roman fehlen.

Trotz allem habe ich das Buch beendet, da mich bis zum Ende interessierte, ob der Roman doch noch eine spannende Wende nimmt. Diese konnte ich jedoch nicht finden – vielleicht auch, weil sie in der Stilistik untergegangen ist.

Fazit

Wer sich für literarische Stile interessiert und sich gerne durch anspruchsvolle Literatur „durcharbeitet“ könnte mit diesem Thriller sehr zufrieden sein.

Verfasst am 3. Januar 2025 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. Januar 2025

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