Franka Potente ist bisher eher als Schauspielerin bekannt. Mit ihrem neuen Erzählband Zehn, der 10 Kurzgeschichten aus dem japanischen Alltagsleben enthält, zeigt sie, dass sie aber auch schreiben kann – und das ziemlich einfühlsam.
An sich ist es ja immer etwas mit Vorbehalt zu sehen, wenn Europäer über das Leben in Japan schreiben. Oft sind diese Berichte voll mit Klischées, von denen wir gerne lesen möchten. Oder sie zeigen uns die so fremden und unverständlichen japanischen Gewohnheiten, immer mit einem Augenzwinkern und der Aussage: „Irgendwie niedlich, aber ein bisschen verrückt, diese Japaner!“
Potentes Geschichten lassen sich in keine dieser beiden Schubladen stecken. Ihren Erzählungen merkt man an, dass sie nicht über ein ihr fremdes, exotisches Land schreibt, sondern sich in die japanische Lebens- und Denkweise einfühlt. Deshalb wirken die zehn Kurzgeschichten, die alle aus dem ganz alltäglichen japanischen Leben gegriffen zu sein scheinen, so authentisch.
Da gibt es zum Beispiel eine Geschichte von einer unzufriedenen Hausfrau, die beobachtet, wie ihr kleiner Sohn auf die Balkonbrüstung klettert und sich wünscht, dass er herunterfällt. Es wird erzählt von einer alten Frau, die plötzlich merkt, wie einsam sie ist und von einer anderen, deren traditionelles Fächergeschäft schlecht läuft. Ein alter Mann bekommt eine Krebsdiagnose und beschließt sein Leben eigenständig zu beenden und ein junger Mann lässt sich auf eine Affäre mit einer Schwedin ein, die ihn emotional überfordert.
Auch wenn die Kurzgeschichten in Thematik und Aufbau alle sehr unterschiedlich sind, haben sie doch alle etwas Berührendes, nachdenklich Machendes an sich. Denn auch wenn die Protagonisten Japaner sind, sind ihre Probleme doch menschlich, universell.
Fazit
Wunderschön einfühlsam sind Potentes Geschichten, die uns viel über die japanische Kultur im Speziellen, aber auch menschlich universale Probleme erzählen.Verfasst am 10. Februar 2012 von Friederike Krempin
Tags: Junge deutsche Literatur über Japan, Umgang mit dem Tod