Miyoko erlebt das Kriegsende mit 16 Jahren. Ein Alter, in dem sie zugleich noch traditionell japanisch erzogen, trotzdem aber auch offen für neues ist. Als sie bei einer amerikanischen Familie als Hausmädchen anfängt, gerät sie in den Konflikt zwischen westlicher und östlicher Kultur.
Miyoko soll traditionell den Mann heiraten, den ihre Eltern ihr ausgesucht haben. Doch den Mann, den sie wirklich liebt, hat sie schon gefunden. Die amerikanische Frau, für die Miyoko arbeitet, kann die Situation nicht verstehen und versucht, der jungen Frau zu helfen. Doch es dauert lange, bis bei Miyoko die Erkenntnis reift, dass eine neue Zeit begonnen hat.
Candace Williams beschreibt in The Earthquake Doll eine typische Emanzipationsgeschichte. „Hör auf dein Herz und heirate den Mann, den du liebst“, dieses Grundmotiv lässt sich in so ziemlich jedes historische Setting gut einbauen. Die Nachkriegszeit in Japan eignet sich aber besonders gut, denn die gesellschaftlichen Veränderungen in Japan, die Konfrontation von altem und neuem, amerikanischer und japanischer Kultur machen diese Zeit nicht nur spannend, sondern liefern die Vorlage für die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau.
Williams, die selbst als Kind im Nachkriegsjapan gelebt hat und daher bestimmt auch viel Inspiration für die Beschreibung des Alltagslebens der amerikanischen Familie erhielt, erzählt in The Earthquake Doll mit viel Liebe zum Detail von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und den schleichenden Veränderungen in der japanischen Gesellschaft. Miyokos Geschichte wirkt keinesfalls kitschig, unrealistisch oder übertrieben. Trotzdem bleibt der Roman vom Umfang her doch recht gering (284 Seiten mit sehr großer SChrift und viel Weißraum) und damit an der Oberfläche. Man hätte sicher noch mehr aus dem Stoff herausholen können.
Fazit
Japan nach dem zweiten Weltkrieg und der Konflikt Tradition und Moderne. Ein schöner, jedoch kurzer Roman.Verfasst am 5. Mai 2015 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 22. August 2019