Es ist eigentlich kaum vorstellbar: Ein Mädchen wird vom Stiefvater missbraucht, und das während ihre Mutter davon weiß und sogar im Nebenzimmer sitzt. In Wenn der Morgen kommt, werde ich traurig, erzählt Shungiku Uchida von einer traurigen Kindheit.
Die Mutter des Mädchens hat zu ihren beiden Töchtern nicht gerade ein herzliches Verhältnis. Sie arbeitet als Bardame und interessiert sich mehr für ihre Männer. Nachdem der leibliche Vater des Mädchens auszieht, ist ihr neuer Mann ein ehemaliger Kunde. Dieser verhält sich despotisch und verlangt von seinen neuen Stieftöchtern, dass sie ihm gebührend Respekt entgegenbringen.
Besonders auf das Mädchen hat er es abgesehen, denn sie ist klug, ruhig und lässt sich von ihm nicht so leicht aus der Fassung bringen. Seine Annäherungen sind auch sexueller Natur und während er eigentlich denjenigen mit widerlichen Gedanken ist, unterstellt er seine Stieftochter, durch und durch verdorben zu sein.
Uchidas Erzählung ist in ihrem Aufbau spannend, die Bedrohung durch den Schwiegervater steigert sich langsam und nimmt schließlich absurde Ausmaße an. Spannend ist Wenn der Morgen kommt, werde ich traurig auch unter der Perspektive, das er autobiografische Elemente enthält. Vielleicht kann Uchida deshalb auch so gut nachbilden, wie das ein Opfer schließlich zur Schuldigen gemacht werden kann.
Fazit
Eine berührende Erzählung über sexuellen Missbrauch in der Familie.Verfasst am 6. November 2014 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 26. August 2019