Bei der Explosion der Atombombe über Nagasaki war Kyôko Hayashi nur 1,4 Kilometer vom Explosionszentrum entfernt. Trotzdem hat sie wie durch ein Wunder bis heute überlebt und zählt in Japan zu den wichtigsten Autorinnen der Atombombenliteratur (genbaku bungaku).
Berichte und Dokumente über die Atombombe von Zeitzeugen gibt es reichlich (vgl. zum Beispiel Masuji Ibuse). Die zwei Erzählungen in diesem Buch dagegen befassen sich zwar auch mit der Atombombe, sind aber relativ aktuell (1999 bzw. 2000 in der Literaturzeitschrift Gunzô veröffentlicht) und spiegeln so die Situation der Atombombengeschädigten (hibakusha) nach über einem halben Jahrhundert wieder.
Und auch wenn Hayashi noch gesund ist, verfolgt sie der 9. August immer noch. Sei es, weil ihre Freundinnen nach und nach an Spätfolgen sterben, sei es, weil sie einfach etwas an den Tag erinnert. Der 9. August wirkt in den Erzählungen wie ein Trauma, von dem sich die Autorin versucht loszureißen, es aber nicht schafft.
In der ersten Geschichte, die mit ihren Zeitdokumenten und Berichtausschnitten schon einen essayhaften Charakter aufweist, erzählt Hayashi von ihrer Pilgerreise, mit der sie versucht, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Während der Wanderungen zu den Tempeln denkt sie intensiv über die Vergangenheit nach und kommt zu dem pessimistischen Schluss, dass, wenn sie einen normalen Alterstod sterben würde, ihr ganzer bisheriger Lebenssinn als hibakusha in Zweifel gezogen würde.
In von Trinity nach Trinity, die sich zeitlich an die erste Erzählung anschließt, versucht Hayashi sich erneut zu befreien, indem sie an den Ort reist, an dem die erste Atombombe getestet wurde. Doch auch dort wird sie wieder nur ernüchtert: Die Amerikaner scheinen als Siegermacht nahezu stolz auf ihre Bombe zu sein, niemand hat etwas aus der Vergangenheit gelernt und das Wettrüsten geht weiter.
Hayashis Erzählungen sind deprimierend. In ihnen zeigt sich eine tief traumatisierte Persönlichkeit, deren Leben seit 1945 von einem einzigen Tag bestimmt wird.
Fazit
Ein aktueller Bericht darüber, wie es den Opfern der Atombombe heute - nach über einem halben Jahrhundert - geht.Verfasst am 11. August 2011 von Friederike Krempin
Tags: Atombombe, Atomkraft, Zweiter Weltkrieg