Sie ist eine stolze Taucherin von der koreanischen Insel Jeju. Doch die Japaner verschleppen sie als Trostfrau.
Man vermutet zunächst in kleinster Weise, was sich für eine düstere Geschichte hinter diesem ruhigen Cover verbirgt: Hana wird 1943 von den Japanern verschleppt, um als Prostituierte in einem Soldatenbordell zu arbeiten – auch beschönigt als Trostfrau bezeichnet.
Dieses dunkle Kapitel japanischer Geschichte brauchte fast 40 Jahre, um an die Öffentlichkeit zu kommen. Eine Wiedergutmachung gab es für die Frauen nie, zumal viele nicht nur unter ihren Erlebnissen litten, sondern später von der Gesellschaft ausgestoßen wurden, da sie als unrein galten.
Mary Lynn Bracht erzählt exemplarisch für alle diese Frauen die Geschichte der 16-jährigen Hana. Parallel zu Hanas Verschleppung 1943 wird die Geschichte ihrer Schwester in der Gegenwart erzählt. So wird ein großer Bogen gezogen und erzählt, wie sich die Ereignisse auch Jahrzehnte später noch im Korea der Gegenwart auswirken.
Die Sprache ist kurz, knapp, sehr emotionslos und distanziert. Anfangs findet man deshalb schwer in den Text, als Hanas Erlebnisse immer grausamer werden, wird aber klar dass eigentlich nur so erzählt werden kann. Hat man den ersten Schock über die Brutalitäten überwunden, so wird die Geschichte wirklich richtig spannend. Mary Lynn Bracht möchte – so schreibt sie es auch im Nachwort – Hana ein besseres Schicksal geben. Der Kriegsroman wird fast ein wenig zum Abenteuerroman und lässt hoffen: Und über mir das Meer ist einer der wenigen Romane, den man ab einem bestimmten Punkt wirklich einfach nicht mehr weglegen kann.
Fazit
Ein heikler Punkt japanisch-koreanischer Geschichte, verpackt in einen spannenden, bedrückenden Roman.Verfasst am 10. Dezember 2018 von Friederike Krempin