Sechs Monate dauert 1939 das Spiel zweier berühmter Go-Spieler. Es ist wohl Schicksal, dass der bisherige Meister bei diesem Spiel nicht nur besiegt wird, sondern auch, dass es das letzte Spiel ist, das er vor seinem Tod antreten wird.
Yasunari Kawabata hat dieses historische Go-Spiel als Reporter für zwei Tageszeitungen selbst miterlebt. Während in seinen Zeitungsberichten das Ende des Go-Spiels offen war, erzählt er in diesem Roman ausgehend vom Endzustand – der Niederlage und dem Tod des Meisters – die Geschehnisse nach.
Kann bei einer Nacherzählung, die auf historischen Fakten beruht und deren Ausgang schon klar ist, überhaupt noch Spannung aufkommen? Auch wenn Kawabatas Roman stark realitätsverhaftet ist, so haben Zeitgenossen doch bemerkt, dass er die Ereignisse ausschmückt und dem Meister eine Strahlkraft gibt, die er so nicht besaß[1].
Kawabata mischt Realität und Fiktion, sodass eine ganz besondere Atmosphäre entsteht. Es ist weniger das Go-Spiel, das fasziniert – sofern man kein Go-Kenner ist – sondern vor allem die Ruhe und Konzentriertheit, mit dem dieser Zweikampf ausgetragen wird. Die einzelnen Runden finden in verschiedenen Hotels weg, oft überlegt einer der Spieler stundenlang über einen einzigen Zug. Die äußeren Geschehnisse oder zeitliche Zwänge sind vollkommen ausgeklammert, nur das Go-Spiel existiert.
Auch wenn das Thema sehr speziell scheint, auch wenn in der Handlung selbst nur wenig Dynamik steckt – irgendwie geht doch ein ganz besonderer Zauber von diesem Buch aus. Was das Buch ausmacht, ist die Ruhe, die pure Konzentration auf einen Gegenstand. Und so ist das Buch trotz seines historischen Bezuges auch heute noch aktuell, denn es zeigt einen Zustand, der heute nur noch schwer zu realisieren ist: Sich wirklich auf eine Sache allein zu konzentrieren und die Umflüsse der Umwelt dabei auszuschalten.
[1] Vgl. das Vorwort im Buch.
Fazit