Sommer in der Tempelgasse

Sommer in der Tempelgasse



帰命寺横 丁の夏

In Japan ist der Sommer auch eine Zeit der Geister. So wird beispielsweise das buddhistische O-Bon-Fest im Sommer begangen. Zu diesem versammeln sich Familien in ihren Heimatdörfern, denn sie glauben, dass ihre Ahnen zu diesem Anlass als Geister zu ihren Familien zurückkehren.

Eine Sommer- mit einer Geistergeschichte zu verknüpfen, ist also keineswegs ungewöhnlich. Und genau das macht das Kinderbuch Sommer in der Tempelgasse zu einem ganz besonderen Sommer-Roman für Kinder ab 10 Jahren.

Nachdem er zuvor noch Gruselgeschichten im Fernsehen gesehen hatte, begegnet der Fünftklässler Kazuhiro in der Nacht erstmals dem Geistermädchen Akari, das plötzlich im Nachbarhaus wohnt. Allerdings scheint Kazuhiro der einzige zu sein, der bemerkt, dass Akari neu im Viertel ist. Alle anderen sind der Überzeugung, das Geistermädchen habe schon immer dort gewohnt. Gut, dass Kazuhiro gerade in die Sommerferien entlassen wurde und nun genug Zeit hat, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen.

Schnell findet er heraus, dass das alte Haus, in dem er mit seiner Familie wohnt, ein Geheimnis birgt, das mit Akaris Erscheinen zusammenhängt. Er entdeckt ein Familiengeheimnis, das über hundert Jahre zurückreicht und steht zugleich vor der Herausforderung, zu verhindern, dass Akari wieder in das Reich der Toten verschwindet.

Sommer in der Tempelgasse hat neben einer optisch schönen Aufmachung und stimmigen Illustrationen im Comicstil alles, was einen guten Abenteuer- und Geisterroman für Jugendliche ausmacht: Eine tolle Szenerie, Geheimnisse, enge Freundschaften und schließlich sogar eine Geschichte in der Geschichte. Zudem ist der Roman voll von japanischer Kultur.

Eng verknüpft mit dem Thema Geister ist allerdings auch das Thema Tod. So klingt im Roman auch immer wieder an, dass Menschen – außer wie im Fall von Akari – nur ein Leben haben:

„Die Zeit behandelt jeden gleich, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Ein Tag ist immer ein Tag und eine Stunde immer eine Stunde. Nur die Zeit wurde allen Menschen oder sogar allen Lebewesen gleichermaßen zugeteilt. Und das müssen wir respektieren.“ (Aus: Sommer in der Tempelgasse, S. 85)

Dass Zeit daher kostbar ist und jeder sich genau überlegen soll, was er mit ihr anfangen möchte, ist eine der vielen kleinen Botschaften des Romans. Deshalb ist er nicht nur für Kinder, sondern auch für erwachsene eine stimmungsvolle (Sommer-)Lektüre.

In der Vergangenheit wurden auf japanliteratur.net bereits Kinder- und Jugenbücher auf Japanisch vorgestellt, die sich mit Mysteriösem und Transzendentem beschäftigen:

Mit Sommer in der Tempelgasse ist nun endlich und erstmalig auch ein Buch in diesem Stil auf Deutsch verfügbar.

Fazit

Sommer in der Tempelgasse ist abenteuerlich, mysteriös und mit einer großen Portion Japan-Atmosphäre ein ganz besonderer Roman für Kinder und Jugendliche.

Verfasst am 24. Februar 2024 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 19. September 2024

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