Im Japan der 1930er Jahre sind Kaname und Misako kein gewöhnliches Paar. Von außen sieht ihr Ehe normal aus, sie haben sogar einen zehnjährigen Sohn. Tatsächlich aber ist Misako mit ihrer Ehe unzufrieden und trifft sich unter dem Wissen ihres Mannes mit einem Liebhaber.
Als Ehepaar leben Kaname und Misako einträchtig zusammen, aber etwas in ihrer Ehe fehlt: Liebe. Statt sich in ihre Rolle als Hausfrau und Mutter in einer Zweckehe zu fügen, bricht Misako aus und sucht sich einen Liebhaber.
„The reason for their decision to separate, after all, was that they did not want to grow old, that they wanted to be free to live their youth again.“ (26)
Kaname billigt dies, denn er weiß, dass er Misako nicht das geben kann, was sie sucht. Auch wenn sich beide darüber bewusst sind, dass ihre Ehe nicht richtig funktioniert, scheuen sie doch die Trennung:
„The Real trouble is that Misako and I have no resentment against each other. If we did, it would be easier, but each of us thinks the other is perfectly right, and that makes everything impossible.“ (48)
Was Kaname bei Misako hält, ist nicht nur ihr gemeinsamer Sohn, sondern auch die gute Beziehung zu Misakos Vater, einem Mann der „alten Schule“, der kein Verständnis dafür hat, dass Kaname und Misako nicht Zusammenleben können. Er bildet mit seinen Vorstellungen von Ehe den Gegenpol zu beiden, bringt aber auch noch eine zweite Kulturebene ins Buch hinein: Misakos Vater hat ein Faible für das Bunraku (文楽, japanisches Puppentheater) in Ôsaka. Und so montiert Tanizaki zwischen dem Ehedrama auch noch ein kulturelles Thema und beschreibt Vorstellungen des Bunraku, was für diejenigen, die sich weniger für das Theater interessieren, teilweise etwas langatmig werden kann.
Verhandelt werden vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels in Japan also gleich zwei Themen: das langsame Verschwinden der Bunraku-Kultur und der Wandel des Ehebildes. Gerade mit Letzterem spricht Tanizaki ein zeitloses Thema an:
„No matter how well matched people seem to be, the time comes when they get tired of each other, and there’s a great deal of merit in saying that you can’t make promises about the future.“ (77)
Obwohl Tanizaki sich in einer anderen Kultur und Zeit bewegt, Liebe scheint über Nationalgrenzen und Generationen hinweg ein immer ähnliches Thema zu sein.
Fazit
Tanizaki ist ein Meister darin, universelle Probleme mit einer japanischen Ästhetik zu verknüpfen.Verfasst am 12. Dezember 2013 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019