Vor allem in der Volkshochschule wird gerne das von Langenscheidt verlegte Nihongo de dooso für den Japanischunterricht verwendet. Dieses richtet sich speziell an Erwachsene, die weniger Zeit haben und Japanisch nur nebenbei lernen wollen und bereitet deshalb den Stoff besonders kleinschrittig und einfach auf.
Auch wenn diese Kleinschrittigkeit im Vorwort als didaktischer Vorteil gepriesen wird, ist sie doch zugleich auch der größte Nachteil des Buches: Man lernt gerade zu Beginn so wenig Vokabeln und Ausdrucksmöglichkeiten, dass man eigentlich auch nicht wirklich etwas sagen kann.
Auch die Hiragana werden mit jedem Kapitel Stück für Stück erlernt. Dadurch hat der Lernende aber auch leider nicht die Möglichkeit, andere Wörter zu benutzen, für die man noch zusätzliche Hiragana braucht, sodass das Vokabular sehr beschränkt bleibt. Die Systematik, die hinter dem Silbenschreibsystem steckt, wird so auch weniger deutlich, als wenn man alle Schriftzeichen auf einmal lernt.
Wie gering die Anforderungen – damit aber auch die Ausdrucksmöglichkeiten sind – zeigt die Anzahl der Vokabeln. Gerade zu Beginn ist es wichtig, schnell viele Wörter zu lernen. Im ersten Kapitel lernt man aber nur sechs neue Wörter: です (sein), -さん (Herr / Frau), せんせい (Lehrer), はは (Mutter), ドイツ (Deutschland), 日本 (Japan). Auch in der zweiten Lektion kommen leider wieder nur sieben neue Wörter dazu, darunter はい (ja) und いいえ (nein).
Fast alle Wörter werden in Hiragana geschrieben. Einzelne Kanji werden eingeführt, wie etwa 日本 oder 人. Hier fehlt aber wiederum eine übersichtliche, systematische Herangehensweise*: Weder wird der Aufbau der Kanji (erst in Kapitel 5 gibt es einen kleinen Exkurs) noch Schreibweise oder die verschiedenen Lesungsarten erklärt, noch wird ihre Lesung in Hiragana verschriftlicht, sodass man den Eindruck bekommt, es gibt eine Zweiteilung zwischen Wörtern in Hiragana und Kanji.
Ein bisschen mehr Anforderungen an den Lernenden kann also nicht schaden, denn wer keine Erfolgserlebnisse hat, wird schnell den Spaß am Lernen verlieren. Wer sich selbst als langsamen Lerner einstuft oder Schwierigkeiten beim Sprachenerwerb hat, für den ist dieses Buch aber vielleicht genau richtig. Nihongo de dooso richtet sich auch explizit an Selbstlerner: So findet man im Anhang alle Lösungen zu den Aufgaben und mit Hilfe der separat erhältlichen CD kann man das Hörverstehen schulen.
Allerdings sollte sich jeder, der mit Nihongo de dooso arbeiten will im Klaren sein, dass er, nachdem er das erste Buch durchgearbeitet hat, noch nicht in Ansätzen fähig sein wird, japanische Texte zu verstehen oder sich in Japan zurechtzufinden.
* Die kritisierte fehlende systematische Herangehensweise wird aber durch das Arbeitsbuch teilweise wieder ausgeglichen. Eine Rezension dazu gibt es hier.
Fazit
Wer ernsthaft Japanisch sprechen und lesen lernen will, der sollte ein Buch mit höheren Anforderungen benutzen! Das Buch ist mehr zum Hineinschnuppern in die Sprache geeignet.Verfasst am 24. Dezember 2014 von Friederike Krempin
Tags: Beginner