Der geheime Garten vom Nakano Broadway

Der geheime Garten vom Nakano Broadway



散歩もの

Tokyo ist die größte Metropole der Welt – so groß, dass selbst ihre Einwohner die Stadt wohl kaum jemals vollständig kennen können. Abseits der bekannten Wege streifte Masayuki Kusumi durch die Stadt und hielt ihre Erlebnisse zusammen mit Jiro Taniguchi in einem Comic fest.

Dass ausgerechnet Jiro Taniguchi an einem Comic mitarbeitet, in dem es um das ziellose Herumschlendern, das Entdecken einfacher Dinge beim Spazieren geht, ist wohl kein Zufall. Unter dem Titel der Spazierende Mann veröffentlichte er zu Beginn der 90er einen ganz ähnlichen Titel, bei dem es weniger darum gut, eine durchgehende Geschichte zu erzählen, als vielmehr die kleinen Entdeckungen beim Spazieren festzuhalten. Auch Kusumi ist von dieser Idee begeistert:

„Das Geheimnis des Spazierengehens ist die Langsamkeit. Dank ihr werden verborgene Dinge sichtbar.“ (94)

In Taniguchi findet sie so für ihr eigenes Projekt wahrscheinlich den idealen Arbeitspartner. Eine gewisse Ähnlichkeit ist damit aber beiden Titeln auch ganz klar anzumerken.

In kurzen Episoden wird erzählt, wie ein Mann durch die Straßen schlendert. Mal, weil er einen Hund ausführt, mal, weil er den Bus verpasst hat und zu Fuß weitergeht. Dabei trifft er alte Freunde wieder, entdeckt kleine Restaurants oder kommt an Orte, die er von früher ganz anders in Erinnerung hatte.

Taniguchis Bilder sind ein Kontrast zu herkömmlichen Mangas, sie entschleunigen, halten Kleinigkeiten fest. Jedes Bild will genau betrachtet werden. Lag vorher schon ein Fokus auf den Dialogen und dazugehörigen Bildern, wird beim Spazierengenen selbst das Bild zum eigentlichen Inhalt, die Texte sind nur noch Beiwerk.

Die insgesamt nur 87 Seiten Comic sind schnell durchgelesen beziehungsweise durchgeschaut. Immerhin gibt es Zusatzmaterial: Ein Nachwort zur Entstehung des Buches und Kommentare zu jedem einzelnen Kapitel ergänzen den doch recht schmalen Band, der ein wenig wie eine neue Folge vom Spazierenden Mann wirkt.

Aber ein Spaziergang ist niemals nutzlos – oder besser formuliert: Spaziergänge können eine sehr elegante Form der Nutzlosigkeit sein.“ (94)

Persönliche Anmerkung:

Ich musste schmunzeln, denn das, was ich auf den Spaziergängen erlebt habe, hat mich an meine eigenen Erkundungstouren in Japan erinnert. Südlich vom Nakano Broadway, das (es handelt sich hier um ein Gebäude) dem Buch seinen Namen gibt, habe auch ich im Frühjahr 2011 einen Spaziergang gemacht und meine Eindrücke dazu, die der „Nakano Broadway“ nun wieder wachgerufen hat, in einem kleinen Fotobeitrag festgehalten.

Fazit

Gewohnte Taniguchi-Qualität, die aber leider wie nur neu aufgewärmt wirkt.

Verfasst am 12. Dezember 2012 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019

Weitere Bücher von Jiro Taniguchi, Masayuki Kusumi

Der spazierende Mann
2012 Der spazierende Mann 歩く人
Die Sicht der Dinge
2008 Die Sicht der Dinge 父の暦
Alle 6 Bücher

Artikel im Blog

Zufällig ausgewählt: In Büchern stöbern

ランダムに選択しました

Das Haus der roten Töchter
Haiku
Die merkwürdigen Fälle des Dr. Irabu
Minna no Nihongo 1
Yume
Bis nächstes Jahr im Frühling

Die neuesten Rezensionen

Das Archiv der Herzschläge
Das Archiv der Herzschläge 23. Januar 2025
Der Held der See
Der Held der See 20. Januar 2025
Kleine Wunder um Mitternacht
Kleine Wunder um Mitternacht 14. Januar 2025
Unschuldige Täter
Unschuldige Täter 6. Januar 2025
Tokio Neue Stadt
Tokio Neue Stadt 3. Januar 2025
Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen 31. Dezember 2024
Literatur direkt aus Japan Literatur direkt aus Japan

Hier erfährst du mehr über Bücher, die es bisher nur in Japan gibt.

Bücher kaufen Wo kann ich japanische Bücher kaufen?

Ein kleiner Guide für Einsteiger

Zeitstrahl Zeitleiste

Suche dir Bücher aus nach der Zeit, in der sie spielen.

Neuerscheinungen Neuerscheinungen

Alle Neuerscheinungen für im Überblick.