Für viele stellt sich nach dem Abschluss des ersten Lehrbuchs oder der ersten Lehrbuchreihe oft die Frage, wie man (selbstständig) weiterlernen soll? Nihon no Ima richtet sich an Japanischlernende, die schon etwas Fortgeschrittener sind und das Sprachniveau A2/B1 erreichen wollen.
Da es sich, wie im Vorwort geschrieben, auch an Autodidakten richtet, war es für mich, nachdem ich die ersten beiden Bände von Minna no Nihongo im Unterricht durchgearbeitet hatte, eine verlockende Wahl, um mein Japanisch zu Hause noch weiter vertiefen zu können.
Einstiegsniveau
Laut Angaben auf dem Buch kann man einsteigen, wenn man mindestens 300 Unterrichtsstunden in Japanisch gehabt hat. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nach dem Abschluss von Minna no Nihongo 1 und 2 ein Einstieg problemlos möglich ist. Das Niveau ist allerdings schwankend: Zum Beispiel werden mal ganz komplizierte Kanji vorgestellt, dann wieder einfache Kanji wie 切 eingeführt. Auch bei den Grammatikerklärungen tauchen – allerdings selten – Phänomene auf, die schon in Minna no Nihongo behandelt wurden.
Hoher Lernanspruch
Das erste, was angenehm auffällt: Alles ist so gut es geht auf Japanisch gehalten. Es gibt keine Lesehilfen mehr bei den Kanji. Die Grammatikerklärungen sind minimal, stattdessen wird das Phänomen mit Beispielsätzen erklärt. Auch das Vokabular, besonders Verben, ist zusätzlich mit Beispielsätzen ausgestattet.
Dass es keine Furigana mehr gibt, ist Vorteil und gleichzeitig auch Fluch. Da auch viele sehr komplizierte Kanji und komplexe Nomen vorkommen (z.B. 同化政策), ist man am Anfang besonders mit dem Nachschlagen der Kanji beschäftigt. Wem das zu umständlich ist, für den sind die Lektionstexte aber auch auf einer gesprochenen CD dabei, sodass man sich die Lesung der Kanji notieren kann. Alle Texte sind außerdem im Anhang übersetzt, der ebenfalls Lösungen zu den Übungen enthält.
Obwohl das Kanjinachschlagen anfangs mühsam war, habe ich aber nach zwei Monaten Arbeiten mit dem Buch bemerkt, dass es doch hilft, wenn man nicht mehr auf die Furigana schauen kann, da man sich so automatisch genauer mit den Kanji auseinandersetzt.
Inhalt jeder Lektion (in chronologischer Reihenfolge)
- Diskussionsfragen
- ein Text, ein Dialog (Beide zusammen sind etwa eine Seite lang. Der Dialog besteht – anders als bei zum Beispiel Minna no Nihongo – aus längeren Redeteilen mit komplexen Sätzen)
- Liste neuer Kanji, Kanjiübungen
- Grammatik, Grammatikübungen
- Fragen zum Text
- Verstehensaufgabe (ein Text von der CD wird gehört, Fragen dazu beantwortet)
- Aufsatzaufgabe
- Rechercheaufgabe
- Übersetzungsaufgabe
Themenwahl und Vokabular
Die Themen der Lektionen behandeln aktuelle Themenkomplexe wie beispielsweise Wirtschaft, Rezession, das Kansaierdbeben, japanische Gesellschaft und Sprechverhalten. Das Vokabular ist anspruchsvoll, so lernt man zum Beispiel im Bereich Wirtschaft die Bezeichnungen für mittelständisches Unternehmen, Rezession, Management, Strategie, Produktionskraft und Arbeitszeit.
Vorteile auf einen Blick
Nihon no Ima wurde entwickelt und gestestet im Sprachunterricht an der Universität. Es ist inhaltlich sehr übersichtlich, aber auch sehr spartanisch, ohne Bilder aufgemacht. Diese Gestaltung entspricht dem Lernanspruch des Buches, das nicht länger auf Strichmännchen und Schaubilder setzt, sondern vor allem Text präsentiert.
Der hohe Lernanspruch des Buches ist motivierend, vor allem weil der Aufbau des Buches – der Fokus auf Textarbeit und der umfangreiche Anhang mit Lösungen – ein Selbststudium möglich macht. Praktisch ist, dass die CD beim Buch dabei ist, was das Buch auch in ein faires Preis-Leistungsverhältnis setzt.
Auf der Homepage des Buske-Verlags (Stand 17. August 2011) heißt es außerdem: „Zudem besteht das Angebot, der Autorin Yasuko Sakai die Aufsätze per E-Mail zuzusenden und korrigieren zu lassen.“ Eine E-Mail Adresse oder diese Aufforderung konnte ich im Buch aber nicht explizit finden.
Fazit
Anspruchsvoll, aber auch motivierend. Gut geeignet zum Selbststudium für Fortgeschrittene.Verfasst am 21. August 2011 von Friederike Krempin
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