Tsuneo hat einen sehr anstrengenden Job bei der japanischen Ausländerbehörde: Er muss illegale Einwanderer festnehmen. Deren Schicksale berühren ihn mehr als er wahrhaben will – denn er war vor vielen Jahren in den USA in einer ähnlichen Situation, in der er eine große Schuld auf sich geladen hat.
Doch Tsuneo verdrängt diese Schuld. Er verdrängt überhaupt all seine Gefühle und Wünsche und so ist es ihm auch egal, mit welcher Frau sein Vorgesetzter eine Ehe für ihn arrangieren will.
Doch dass er nicht auf sich selbst hört, rächt sich bald. Ihn überkommen ganz seltsame Gefühle, sodass er in ernster Gesellschaft lachen muss und bei lustigen Anlässen nicht aufhören kann zu weinen. Nicht nur seine Mitmenschen attestieren ihm eine Psychose, auch er selbst merkt, dass etwas schief läuft – er hört nämlich, immer wenn er mit sich alleine ist, eine fremde Frauenstimme in seinem Kopf.
Diese Frauenstimme stößt ihn auf die dunklen Stellen seiner Vergangenheit und das, was in seinem Leben schief läuft. Es ist die Stimme einer Frau, die genauso einsam ist wie er und aus diesem Grund bis zu ihm durchkommen kann. Tsuneo möchte die Frau mit der geheimnisvollen Stimme unbedingt kennenlernen und ist dafür sogar bereit, seine Verlobte zu verlassen.
Ein bisschen erinnert das Muster an Yamadas vorherigen Roman Sommer mit Fremden: Ein Mann wird von etwas Seltsamem, Unkontrollierbarem heimgesucht, das aber – obwohl es logisch eigentlich gar nicht existieren dürfte – keine Einbildung ist, sondern real existiert.
Auch Einsamkeit und unterdrückte Gefühle sind in diesem Roman wieder ein großes Thema. Allerdings ist Auf der Suche nach einer fernen Stimme ein tieftrauriges Buch. Gegen die Einsamkeit gibt es nichts Heilendes mehr, keinen Lichtblick und keine Hoffnung. Nur eine ruhige Einsamkeit, mit der jeder Mensch für sich zu kämpfen hat.
Fazit
Dieses Buch ist Einsamkeit pur! Also nichts für melancholische Gemüter.Verfasst am 30. November 2010 von Friederike Krempin
Tags: Einsamkeit, Homosexualität, Taichi Yamada