Im Vorwort wird die Japanische Dreigroschenoper als „eines der erfolgreichsten Bücher der Gegenwartsliteratur“ bezeichnet. Der Titel erinnert nicht zufällig an Brecht und enthält zahlreiche Parallelen.
Erstmal aber spielt die japanische Dreigroschenoper in einer klarer definierten Zeit, nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf dem riesigen Areal einer ehemaligen Waffenfabrik, die durch Bomben zerstört wurde, sucht eine Bande Kleinkrimineller nach Altmetallen. Das Areal ist so groß und die Vorkommen durch ein ehemals auf dem Gelände befindliches Bergwerk so reichlich, dass immer mehr Kleinkriminelle angelockt werden.
Auch Fukusuke, der sich als Bettler durch die Straßen Osakas durchschlägt, wird vom Kleinkriminellen Kim für die Arbeit angeworben. Nachdem er schnell die Grundlagen der Arbeit gelernt hat, tritt er Kims sogenannter Gruppe der Apachen bei. Gemeinschaftlich fallen die Männer immer wieder auf das Areal ein und nehmen sich, was sie finden können. Doch die Polizei geht gegen die Sammler vor und es beginnt ein Katz- und Maus-Spiel.
Zu Beginn scheint der Roman sprachgewaltig, eindrücklich und düster:
Durch Türen und Wände drang ein seltsam säuerlicher, von einer schleimigen Flüssigkeit herrührender Gestank. Unwillkürlich fragte man sich, bis in welche Schichten der Erde Urin und Schweiß der hier hausenden Menschen schon gesickert sein mochten. Hier und dort klang aus dem Dunkel und aus den Häusern, diesen elenden Geschwüren, das Greinen kleiner Kinder, das Gemurmel alter Leute, das Gekeife der Frauen und das Gelächter der Männer; aus allem sprach eine gewisse Zügellosigkeit. S. 18
Fukusuke streift durch eine Stadt, die stinkt, lärmt und voll ist von Menschen. Als Attraktion gibt es in seinem Viertel eine Ausstellung über Sexualverbrechen, bei der die Geschlechter der Opfer mit Pflastern überklebt sind. Diese düstere endzeitlich-dystopische Stimmung wird aber schnell ausgetauscht gegen den eher langweiligen Schrottplatz. Die kleinen Scharmützel mit anderen Banden und der Polizei bringen einfach keine Spannung in die Geschichte, sodass ich oft zwischen Hendrik weitergeblättert habe, ohne dass ich nachher das Gefühl hatte, wesentliche Teile der Handlung verpasst zu haben.
Fazit
Insgesamt ist der Roman eher wenig reizvoll, vielleicht aber eine interessante Lektüre für Brecht-Fans.Verfasst am 13. Januar 2020 von Friederike Krempin
Tags: Kriminalität, Nachkriegszeit, Osaka