Hitomi lebt in einer kleinen, eigenen Welt, in der die Uhren nach anderen Gesetzen zu laufen scheinen. Mittelpunkt dieser Welt ist der Trödelladen von Haruo Nakano, in dem Hitomi arbeitet. Herr Nakano ist ein kauziger Mittvierziger, der sich dem Zeigeist hartnäckig widersetzt. Doch kann sein Laden auf Dauer bestehen, ohne dass Herr Nakano sich den modernen Entwicklungen anpasst?
Haruo Nakano, der schon seit über 25 Jahren seinen Trödelladen führt, ist etwas verschroben. Er betont immer wieder, dass er nicht mit Antiquitäten, sondern mit Trödel handelt – und dieser Trödel würde eben gerade deshalb gekauft, weil er zu nichts nütze sei. So haben in Herrn Nakanos kleiner Welt unnötige, alte Dinge einen höheren Wert als nützliche Neuwaren.
Herrn Nakanos anachronistischen Ansichten entsprechend ist auch die Arbeit der Angestellten Hitomi und Takeo ziemlich entspannt. So bleibt Hitomi, wenn sich gerade kein Kunde im Laden befindet, genügend Zeit, um mit Nakanos Schwester Masayo Kissen zu besticken.
Insgesamt erfährt der Leser von Hitomi, die die Rolle der Erzählerin einnimmt, viel über Herrn Nakanos seltsame Lebensgewohnheiten: dass er inzwischen zum dritten mal verheiratet ist, mit jeder Frau ein Kind hat und eine Geliebte noch dazu, mit der er sich nachmittags immer in einem Love Hotel in der Nähe trifft. Dass er fast jeden Satz mit “und überhaupt…” beginnt und nie einen Aschenbecher benutzt.
Über Hitomi selbst erfährt man aber nur wenig. Sie lebt allein, warum sie bei Herrn Nakano zu arbeiten angefangen hat und was sie sonst noch außer der Arbeit im Trödelladen in ihrem Leben hat, wird nicht erwähnt.
In klarer Sprache und kurzen Sätzen beschreibt Hiromi Kawakai das Leben im Trödelladen. Die gesamte Geschichte besteht dabei eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung einzelner Episoden, die genauso unbedeutend sind, wie der Trödel, den Herr Nakano verkauft. Einen roten Faden bildet die Liebesbeziehung zwischen Hitomi und Takeo, die aber in den Episoden immer nur einen kleinen Anteil einnimmt und so etwas an den Rand rückt.
Zum Ende hin wird deutlich, dass das entspannte Leben in Herrn Nakanos Laden nicht für immer so weitergehen kann. Langsam und subtil schleichen sich Veränderungen in Herrn Nakanos Leben ein: Herr Nakano beginnt, Trödel im Internet zu verkaufen und Hitomi bemerkt, dass er die Buchführung ordentlicher macht als früher.
Fazit
Ein Roman - perfekt zum Entspannen und Abtauchen in die anachronistische Welt des Haruo Nakano. Für manche aber vielleicht etwas zu ruhig.Verfasst am 25. September 2009 von Friederike Krempin
Tags: Anrührend, Frauen in Japan, Hiromi Kawakami, Leben in Tokyo, Liebe