In seinem inzwischen 13. Fall unternimmt der Ermittler Sano Ichirô eine Reise in die Vergangenheit: er muss einen mehr als 40 Jahre zurückliegenden Mord am Vetter des Shôgun aufklären. Für Sano bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, denn seine Mutter, die anscheinend ein Doppelleben geführt hat, gilt als Hauptverdächtige.
Sano, der sich durch seine Ermittlungsarbeit bis zum Kammerherrn des Shôgun hochgearbeitet hat, steht gemeinsam mit Fürst Matsudaira an der Spitze des japanischen Staates. Der schwächliche Shôgun ist für beide nur eine Marionette. Während Sano seinen 13. Mordfall aufklärt, ist er deshalb auch wesentlich damit beschäftigt, seinen heimlichen Machtkampf mit Matsudaira auszutragen.
Die Mordermittlung selbst nimmt in diesem Band nur einen geringen Teil ein, obwohl der Mordfall an sich spannend angelegt ist: Während des Großbrandes 1657 ist der Vetter des Shôgun spurlos verschwunden. Sanos Mutter diente zu dieser Zeit der Familie des Mordopfers und scheint wichtige Informationen vor Sano zurückzuhalten. Stück für Stück nähert sich Sano der Wahrheit und erfährt, dass seine Mutter eine ganz andere Person war als sie heute vorgibt.
Einen Großteil nehmen aber die Intrigen am Hofe, die Machtspiele zwischen Matsudaira und Sano und die Bedrohung durch den als Verräter Verbannten Yanagisawa ein. Der Feuerkimono setzt Vorkenntnisse beim Leser voraus, denn es gibt so viele kleine Nebenhandlungen wie nie zuvor, die sich auf Ereignisse aus vorherigen Bänden beziehen. Man muss nicht alle 12 vorangehenden Bände gelesen haben, aber mindestens ab dem 10. Band sollte man bei Sanos Ermittlungen schon dabei sein, um diesen Band auch richtig verstehen zu können.
Auch wenn der 13. Band äußerlich ganz neu gestaltet wurde, ist der Inhalt doch gleich geblieben. Schauplatz ist nach wie vor Edo (das heutige Tôkyô) um 1700, das aber nur wenig authentisch beschrieben wird. Die Figuren handeln und reden westlich. Auch die Etikette wird manchmal außer Acht gelassen, um die Handlung voranzutreiben. So ist es für den Shôgun beispielsweise möglich, alleine und ohne Vorankündigung in Sanos Zimmer zu treten und ihn und seine Frau zu belauschen – normalerweise würde so ein wichtiger Gast von einer Prozession begleitet und angekündigt.
Aber es gibt bei diesem Band auch einige Verbesserungen. Besonders das Ende ist spannend und hat noch eine kleine Überraschung zu bieten, obwohl der Mord schon viel früher aufgeklärt wird. Bei den früheren Teilen der Serie habe ich oft kritisiert, dass die Figuren sehr stereotyp und einseitig sind – im Feuerkimono tritt nun endlich in Form von Sanos Mutter ein ambivalenter Charakter auf, der gut und böse zugleich ist.
Fazit
Besser als die Vorangehenden Teile. Wird aber vor allem Fans der Serie gefallen, da dieser Band viel Vorwissen voraussetzt - mindestens ab Band 10 sollte man dabei sein.Verfasst am 12. August 2010 von Friederike Krempin
Tags: Edo-Zeit, Laura Rowland