Nao, die 1895 geboren wurde, hat nicht nur das traditionelle Japan, sondern auch seine rasche Modernisierung, den Krieg und schließlich die Atombombe miterlebt. Knapp 50 Jahre nach Naos Tod erzählt ihre Enkelin Miki Sakamoto die bewegende Lebensgeschichte nun nach.
Nao wird in eine altehrwürdige Samuraifamilie geboren, die keine finanziellen Probleme hat und es sich leisten kann, ihre Tochter in Kalligrafie und feinem Benehmen zu unterrichten. In vollkommenem Kontrast zu Naos behüteter, idyllischer Kindheit steht die Gesamtsituation Japans: Aufgrund von Missernten und Bevölkerungswachstum hungert das Volk. Weil die Regierung keine andere Lösung sieht, bleibt nur die Expansion und somit der Krieg.
In Sakamotos Erzählung soll es hauptsächlich um die Geschichte ihrer Großmutter Nao gehen, die sie, scheinbar objektiv und distanziert, aus der Außenperspektive erzählt. Sakamoto dichtet nur wenig hinzu, was aber natürlich gleichzeitig auch bedeutet, dass die Erzählung kein spannender Roman ist, dass Naos Gedanken und Gefühle nur in sehr begrenzter Weise wiedergegeben werden können und sich Sakamoto eher auf Fakten konzentriert. Die Figuren bleiben dadurch leider oberflächlich, einige Charakterisierungen wirken auch stark idealisiert. Die Erzählung konzentriert sich also vor allem auf die Ereignisse, die auch ein Außenstehender beobachten kann, zum Beispiel geht es sehr viel um Verheiratungen, Geburten und Tod.
Aber auch die gesellschaftlichen Umstände fängt Sakamoto gut ein. Sie verknüpft die Erlebnisse ihrer Familie immer wieder mit den historischen Ereignissen, indem sie zwischen die Erzählung einzelne Kapitel, die sachlich die historischen Umstände erklären, einschiebt. Wer sich mit japanischer Geschichte schon auseinandergesetzt hat, für den werden die Erläuterungen wahrscheinlich nichts Neues sein. Gerade aber für diejenigen, denen Japan eher noch fremd ist, ist die Kirschblütenreise das ideale Buch, Geschichte anschaulich und literarisch zu entdecken.
Fazit
Japan zwischen 1895 und 1945. Sakamoto erzählt die Geschichte ihrer Großmutter im historischen Kontext und macht die japanische Geschichte des 20. Jahrhunderts anschaulich.Verfasst am 20. März 2011 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019