Ostasiatische Weisheiten, kombiniert mit schönen, schlichten Illustrationen, in Leinen gebunden und mit Lesebändchen. Vielleicht ein Geschenkbuch. Zu mehr schafft es Der Weg des Bogens von Paulo Coelho wohl leider nicht.
Vom Klappentext her könnte man bei diesem knapp 150 Seiten schmalen Büchlein von einer richtigen Geschichte ausgehen: Ein Meister des Bogenschießens, der zurückgezogen in einem kleinen Dorf irgendwo in Japan lebt, erhält Besuch von einem Herausforderer. Einem Jungen, der ihn dabei beobachtet, gibt er schließlich seine Lehre, den Weg des Bogens, mit.
In diese Rahmenhandlung eingebettet sind nun eine Reihe von Regeln, um den Weg des Bogens zu beschreiten, der abstrakt dafür steht, seine Ziele zu erreichen und den Weg dahin präzise, gekonnt und elegant zu gehen. Leider sind diese Regeln jede für sich so allgemein, dass man nur das Motiv des Bogens austauschen und aus dem ganzen sofort ein Esoterik-Buch machen könnte. Die Weisheiten für sich hören sich schön an, machen manchmal aber, wenn man genauer darüber nachdenkt, wenig Sinn, wie zum Beispiel diese hier:
„Tue dich mit Menschen zusammen, die so geschmeidig sind wie das Holz deines Bogens und die die Zeichen dieses Weges zu deuten verstehen.“ (41)
Auch die Jahreszeitensymbolik wird bedient:
„Tue dich mit denen zusammen, die niemals sagen: ‚Jetzt ist Schluss, hier höre ich auf.‘
Denn so wie der Frühling auf den Winter folgt, wird es nie ein Ende geben.“ (42)
Und schließlich sind Bogen und seine Bestandteile oft ein gutes Symbol für die Problem, die uns alltäglich im Leben begegnen.
„Ein Bogen ist biegsam, aber er hat auch seine Grenzen.
Eine Belastung über seine Möglichkeiten hinaus wird ihn brechen. (48)“
Es muss wohl jeder für sich selbst entscheiden: Wer Freude an solchen Weisheiten hat, für den ist das Buch sicher ein prima Geschenk. Für alle, die das Bogenschießen als Hobby teilen, ist das Buch, vor allem auch durch seine schönen Illustrationen, sicher ein Schatz, der ihnen aus der Seele spricht. Für alle anderen haben die Weisheiten aber einfach zu wenig Substanz beziehungsweise fehlt es an Erkenntniskraft. Ohne die schönen Illustrationen von Christoph Niemann, die das Buch deutlich aufwerten, hätte ich es wohl nicht bis zum Ende durchgeblättert.
Fazit
Schöne Illustrationen, Inhalt eher belanglosVerfasst am 16. März 2018 von Friederike Krempin
Tags: Philosophie