Japan 1689. Durch die guten Beziehungen seines Vaters wird Sano Ichirô vom Lehrer zum Ermittler am Hof des Shogun befördert. Sein erster Mordfall ist auf den ersten Blick ganz klar ein Doppelselbstmord eines Liebespaares – ein junges Mädchen und ein Maler haben sich im Fluss ertränkt.
Doch der Fall lässt Sano stutzig werden, denn das Mädchen gehört einem hohen Samurai-Clan. Das macht es unwahrscheinlich, dass sie ein Verhältnis mit einem einfachen Maler hatte. Sano nimmt die Ermittlungen auf, wird aber schnell gebremst. Anscheinend will jemand von ganz oben den Mordfall vertuschen. Sano steht nun im Zwiespalt: soll er der Gerechtigkeit nachforschen oder seine Pflicht als Samurai erfüllen, den Mordfall vertuschen und so seinen Vorgesetzten gehorchen?
Es scheint, als wolle Rowland ein Panorama der Zeit zeichnen. Dazu benutzt sie zahlreiche stereotype Bilder, die einem sofort in den Kopf kommen, wenn man an die Edo-Zeit denkt: Sano ermittelt bei einem Künstler, der die für typisch japanischen Holzschnitte anfertigt, bei einem Sumoringer, im Kabuki und bereist schließlich noch die wichtige Handelsstraße, die Tokaidô. Neben den vielen Bildern aus dem historischen Japan ist der Roman auch voll mit historischen Informationen.
Vieles wirkt aber auch gekünstelt: Die feine, indirekte Sprechweise der Figuren, die wohl „typisch japanisch“ sein soll, ist sperrig und verrätselt. Schwerfällig werden die Dialoge durch die Ausschweifungen der Figuren und durch den Autorenkommentar, der ja immer wieder die indirekte Sprechweise in normale Bedeutung übersetzten muss. Etwas unrealistisch wirkt auch Sanos Einsatz für die Wahrheit und sein ständiges Weiterkommen, obwohl es für seine Gegner leicht wäre, ihn zu töten.
Die Handlung des Romans zieht sich insgesamt ein bisschen zu sehr in die Länge und könnte mehr Tempo vertragen. Auf die Mordmotive wird man regelrecht gestoßen, sodass man sich vieles, bevor es aufgelöst wird, auch selbst schon denken kann. Ein bisschen Bewegung kommt auf den letzten Seiten auf. Hier gestaltet Rowland die Geschichte handlungsreich, fast wie in einem Actionfilm. Wer bis zu diesem Punkt also durchhält, wird zum Schluss nochmal belohnt.
Fazit
Ein durchwachsener Roman, der etwas Zeit braucht, um warm zu laufen. Dafür vermittelt er aber viele schöne, nur bedingt authentische Bilder der Edo-Zeit.Verfasst am 18. Oktober 2010 von Friederike Krempin
Tags: Edo-Zeit, Laura Rowland