Vor Sumiko liegt eine aussichtsreiche Zukunft, denn sie hat gerade ihre Zulassung als Anwältin erhalten, einen Arbeitsvertrag in der Tasche und wird einmal die Kanzlei ihres Großvaters Yoshi übernehmen. Doch ein Anruf aus dem Gefängnis wirft sie 20 Jahre zurück, in das Jahr 1994.
Laut Yoshi starb Sumikos Mutter Rina bei einem Autounfall. Doch Sumikos Recherchen ergeben schnell: Rina wurde von einem Mann namens Kaitarô Nakamura erwürgt.
Dieser arbeitete ursprünglich als wakaresaseya, als professioneller Ehebrecher. Rinas Mann hatte ihn engagiert, damit er Rina verführt und Beweise dafür liefert, dass sie ihrem Mann untreu ist. Wie es dazu kam, dass dass Kaitarô Rina schließlich umbrachte, deckt Sumiko Stück für Stück auf.
Eine große Rolle spielt somit die romantische, teils sehr stürmische Beziehung zwischen Rina und Kaitarô. Doch eine noch größere Rolle spielen die rechtlichen Gegebenheiten in Japan.
Die Autorin Stephanie Scott hat nach eigener Aussage ausführlich recherchiert, um detailliert zu beschreiben, wie Ehescheidung und Sorgerecht im japanischen Rechtssystem funktionieren. Das klingt zunächst sehr trocken, ist aber beispielsweise in der Hinsicht spannend, dass in Japan nach der Scheidung nur ein Elternteil das Sorgerecht erhalten kann. Wie dieses System dazu führen kann, dass Menschen auf eine Person wie einen professionellen Ehebrecher zurückgreifen können, zeigt die Autorin eindrücklich.
Auch wie in Japan die Verurteilung von Mördern, gegebenenfalls sogar die Verurteilung wegen Mordes zum Tode abläuft, wird ausführlich beschrieben – auch wenn detaillierte Gerichtsverhandlungen kein Bestandteil des Romans sind. Ein besonderes Augenmerk legt Stephanie Scott dabei auch auf die Hinterbliebenen der Mordopfer, die in Japan lange als vergessene Beteiligte galten, da sie keinerlei Unterstützung erhielten und ihnen teilweise noch nicht einmal Einsicht in die Gerichtsurteile gewährt wurde.
Stephanie Scott beschreibt in ihrem Roman einen Aspekt Japans, den viele so detailliert noch nicht kennen dürfen. Für Japanfans lohnt sich die Lektüre allemal. Wer allerdings einen dynamischen Krimi erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr lässt sich Dein falsches Herz als ruhiger, präzise beobachtender Gesellschaftsroman einordnen.
Fazit
Ein ruhiger Gesellschaftsroman über unbekannte Aspekte des japanischen Rechtssystems, kombiniert mit einer selbstzerstörerischen Romanze.Verfasst am 27. Januar 2025 von Friederike Krempin