Yoko Tawada wandelt zwischen den Sprachwelten. 1982 kam sie nach Deutschland, studierte Literaturwissenschaft, schrieb zunächst auf Japanisch. Inzwischen verfasst sie aber auch deutsche Texte, deren Originalität gerade darin besteht, dass sie einen fremden Blick auf die deutsche Sprache wirft, sie aber zugleich auch in derselben analysiert.
Tawada beschäftigt sich mit Sprach- und Lebenswelten. Vom unterschiedlichen Verhalten und Vorstellungsweisen über spracheigene Metaphern, Schriftzeichen und einzelne Wörter analysiert sie in diesem Band in kleinen Essays und Erzählungen allerlei sprachliche und alltägliche Phänomene.
Tawada geht dabei nicht wissenschaftlich oder linguistisch an die Phänomene heran, sondern rein intuitiv. Die Gedanken, die sie dabei entwickelt, sind sehr interessant und auch für Nicht-Linguisten verständlich. Hier nur einige Beispiele:
- Man benutzt Schimpfwörter von Dingen, die man isst: während dies in Deutschland vor allem Tiernamen sind, sind in Japan Äuivalente zu Schwein, Kuh oder Ziege Gemüsearten wie Rettich oder Paprika.
- Im Japanischen gibt es unterschiedliche Wörter wie „Ich“. Tawada erklärt, wann sie benutzt werden und dass das „Ich“, das man verwendet, viel über den eigenen Charakter ausdrückt.
Die sprachlichen Beispiele werden vor allem Japanischlernende interessieren, da Tawadas Essays oft aber auch einen Geschichtencharakter haben, werden sie auch sprachinteressierte Leser allgemein interessieren, zumal sich die Essays in Überseezungen nicht nur auf den Vergleich Deutsch-Japanisch beschränken, sondern auch Geschichten über Aufenthalte in Amerika und Afrika enthalten.
Fazit
Tawadas Art, die Welt in unterschiedlichen Sprachen wahrzunehmen, ist ein ganz besonderer Blickwinkel, den Literatur sonst nur selten bietet.Verfasst am 30. April 2011 von Friederike Krempin
Tags: Interkulturelle Begegnung, Sprachspiele, Übersetzung, Yoko Tawada