Nach Geständnisse erscheint mit Schuldig ein weiterer Titel von der Erfolgsautorin Kanae Minato auf Deutsch. Während Minatos Deutschlanddebüt durch eine spannende, schnelllebige Story begeisterte, hat der Nachfolgetitel allerdings einige Längen.
Fukase verbringt gemeinsam mit seinen Freunden ein ausgelassenes Wochenende in den Bergen. Doch ihr Kurzurlaub endet mit einem tragischen Ereignis: Einer der jungen Männer, Hirosawa, kommt bei einem Unfall ums Leben und keiner der Freunde kann sich – auch wenn niemand direkte Schuld am Unfall trägt – von jeglicher Schuld freisprechen.
Die Freunde beschließen, Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren. Als drei Jahre später allerdings alle denselben Brief erhalten, in dem sie als Mörder bezeichnet werden, treffen sie erneut aufeinander. Fukase beschließt, zu ermitteln, wer ihnen die Briefe geschrieben hat. Hierbei stattet er Hirosawa nahestehenden Personen einen Besuch ab und lernt dabei seinen verstorbenen Freund von ganz unterschiedlichen Seiten neu kennen.
Die Story hört sich zunächst interessant an, ich habe jedoch selten ein Buch gelesen, dass mich beim Lesen so stark zugleich irritiert hat. Zum einen wird über eine große Strecke zu Beginn überhaupt nicht deutlich, wovon der Roman genau erzählen will. Zum anderen wirkt die Erzählung langatmig, da man gerade dadurch, dass nicht klar ist, worauf die Geschichte hinauslaufen soll, die Relevanz bestimmter Textpassagen nicht einordnen kann. So wirken beispielsweise die ausführlichen Gespräche der jungen Männer untereinander und die detaillierte Beschreibung, was sie wann essen, unnötig in die Länge gezogen.
Während die Handlung voranschreitet, gibt es zudem gefühlt kaum Fortschritte. Fukase erfährt, wer Hirosawa war und wir erfahren zudem mehr über den schüchternen Fukase, der eigentlich nur in Hirosawa einen wahren Freund hatte. Eine überraschende Auflösung gibt es schließlich auf den letzten Seiten. Einige Passagen im Roman lassen sich in der Rückschau vom Ende her ein wenig anders lesen, trotzdem bleibt aber der große Aha-Moment aus. Das Gefühl, warum ich mich nun durch alle diese Seiten gekämpft habe, um am Ende eine so simple Lösung präsentiert zu bekommen, überwiegt.
Fazit
Ein zurückhaltender Roman über Freundschaft und Schuld mit einigen Längen.Verfasst am 10. März 2025 von Friederike Krempin