Als Polizeiermittler im niedersächsischen Peine, das ist alles andere als sexy. Noch dazu, wenn man ein erfolgloser Ermittler ist wie der Mittfünfziger Bernie Ahlweg. Sein Chef möchte nur eins: Bernie loswerden – und schickt ihn deshalb zu einem Polizeiaustausch nach Tokyo.
Der Beginn des Buches liest sich zunächst etwas hölzern. Abgesehen vom Humor, mit dem Carsten Germis, der selbst aus der niedersächsischen Provinz kommt, seine ehemalige Heimat gut karrikiert, ist der Anfang nicht ganz einfach, denn irgendwie – so fühlt es sich zumindest an – muss ein Grund gefunden werden, Bernie Ahlweg nach Tokyo zu bekommen: Bernie ist ein Alleingänger, der mit seinen Methoden aneckt, also schiebt sein Chef ihn nach Tokyo ab. Ehe Bernie seinen ersten Mordfall angehen kann, muss er also erstmal nach Japan reisen und dort vorgestellt werden. Damit vergehen die ersten knapp 50 Seiten.
Schließlich kommt es aber doch zum ersten Mord. Dieser verläuft so unspektakulär, dass die japanische Polizei ihn fast gar nicht als solchen registriert hätte, wenn Bernie Ahlweg nicht nochmal genauer nachgehakt hätte. Mit seinen unorthodoxen Methoden und seine direkten Nachfragen eckt er gleich am ersten Tag überall an, denn scheinbar soll der Mordfall gar nicht gelöst und am besten so schnell wie möglich zu den Akten gelegt werden.
Als ausländischer Ermittler aber hat Bernie Ahlweg unter seinen japanischen Kollegen so gut wie Narrenfreiheit. So kommt er in Japan mit Ermittlungsmethoden durch, mit denen er sich in Deutschland ins Abseits geschossen hat. Manchmal scheint es etwas einfach, wie ihm Zeugen und Beweismaterial förmlich zufliegen, der Mordfall ist aber keinesfalls eindeutig und auch Bernie Ahlweg verrennt sich mehrmals, ehe er schließlich die Lösung findet.
Verglichen mit der Ausgangslage ist das Ende dann etwas zu positiv: Schon auf dem absteigenden Ast, wird Bernie nun fast schon zum gefeierten Star – sowohl in Peine als auch in Tokyo. Verglichen mit dem etwas langsamen Anfang nimmt die Story aber deutlich an Fahrt auf.
Carsten Germis, der als Ostasienkorrespondent in Tokyo lebt, erzählt einen intelligenten, soliden Krimi. Alle Elemente, die einen Krimi über Japan auszumachen scheinen, kommen vor: Schulmädchenprostitution, korrupte Behörden, Vergnügungsviertel und natürlich die Yakuza. Auch wenn es den Roman anfangs nicht ganz so schnell in Fahrt kommen lässt, ist der Einsatz eines deutschen Ermittlers ein geschickter Schachzug: So kann Germis die japanische Kultur von außen beschreiben – und zeigt in diesen Beschreibungen eine feine Beobachtungsgabe. Dies unterscheidet seinen Krimi von anderen Büchern, die in ihrer Art, die japanische Kultur zu beschreiben, oft nur Stereotype einsetzen.
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Fazit
Ein intelligenter, solider Krimi von einem Japankenner.Verfasst am 10. Februar 2015 von Friederike Krempin
Tags: Deutsche Krimis, Deutsche und Japaner, Hostessen, Interkulturelle Begegnung, Junge deutsche Literatur über Japan, Leben in Tokyo, Yakuza