In Amerika passiert ein Mord, nichts Ungewöhnliches. Nur leider wird die Leiche der jungen Frau gerade im Konferenzraum eine großen japanischen Firma gefunden. Die amerikanischen Ermittler kämpfen gegen eine Mauer des Schweigens und mit interkulturellen Verständigsungsschwierigkeiten.
Wenn eine Leiche auf dem Tisch des Konferenzraumes eines Unternehmens gefunden wird, so muss dieses Unternehmen irgendwie in den Mordfall verwickelt sein. Ein Gesichtsverlust für das japanische Großunternehmen, das in der Stadt einen mächtigen Einfluss ausübt. Die Polizeiermittler haben es deshalb zunächst schwer, ihre Ermittlungen überhaupt zu beginnen, denn die Japaner üben ihre Macht aus und erschweren die Ermittlungen über Kontakte von ganz oben.
Crashkurs in japanischer Kultur
Doch einer der amerikanischen Ermittler kennt sich mit japanischen Firmenstrukturen und Verhaltensmustern aus und durchschaut das Spiel. Ähnlich wie einem Lehrstück erklärt er seinen Kollegen und dem Leser die Hintergründe des merkwürdigen Handelns der Japaner und geht auf ihre Spiele ein.
Anfangs lesen sich diese Erläuterungen wirklich interessant und wirken fast wie ein Workshop in interkultureller Kommunikation. Mit der Zeit wird der Krimi aber fast zu Lehrstück, denn die Charaktere werden es nicht müde zu betonen, wie gefährlich die Japaner für die amerikanischen Wirtschaft werden können.
Geschäft ist Krieg
Nach Crichtons Ansicht handeln die Japaner nach dem Motto „Geschäft ist Krieg“. Er beschreibt das Szenario eines knallharten Wirtschaftskrieges, bei dem die Amerikaner langsam ihre Technologie an Japan verlieren. Der Krimi bekommt damit einen aufklärerischen Anspruch und fordert auch mit weiterführender Literatur am Ende explizit auf, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen.
Japan als Bedrohung?
Anfang der 90er Jahre, als Rising Sun erscheint, steht Japan wirtschaftlich noch anders da als heute. Dementsprechend ist Crichtons Bild von Japan das einer übermächtigen Wirtschaftsmacht. Rising Sun stellt „die Japaner“ als Menschen mit unerschöpflichen Geldquellen, unschlagbarer Wirtschaftskraft und einer kaum zu entschlüsselden Psyche dar.
„Früher oder später werden die Vereinigten Nationen sich mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, daß Japan zur weltweit führenden Industrienation aufgestiegen ist. […] Und die Japaner haben eine ganz neue Art von Geschäft erfunden: auf Gegnerschaft hin ausgerichtetes Geschäft, Geschäft als Krieg, Geschäft, das darauf zielt, die Konkurrenz auszuschalten.“ (S. 421)
Trotz der Belehrungen, trotz der teilweise vielleicht auch etwas einseitigen Sicht auf Japan – der Krimi liest sich gut und ist durchgehend spannend – gerade weil Crichton diese Konkurrenz heraufbeschwört und gerade weil er „die Japaner“ zu einem undurchschaubaren und ernst zu nehmenden Gegner für die Polizei macht.
Das Zitat ist der deutschen Bertelsmann-Clubausgabe entnommen.
Fazit
Würde es nach diesem Buch aus den 90ern gehen, dann hätte Japan heute schon längst Amerika übernommen!Verfasst am 3. Januar 2013 von Friederike Krempin