Provokant war schon ihr Debüt Tokyo Love, provokant ist auch wieder dieser Roman über die psychisch angeschlagene Rin, die es bei keinem Mann lange aushält. Dabei sind eigentlich nicht, wie sie denkt, die Männer das Problem, sondern sie selbst.
Achronologisch, ausgehend von der zweiundzwanzigjährigen Rin bis zurück zum Teenagermädchen erzählt dieser Roman in einzelnen Kapiteln Rins Lebensgeschichte – ein Kapitel steht dabei immer für eine Beziehung.
Die Geschichte spielt wieder im für Kanehara typischen Milieu: Alkohol und Drogen sind an der Tagesordnung, Spielsucht, Vergewaltigungen und Abhängigkeit von anderen Menschen sind ganz normal. In diesem Sumpf leidet und lebt Rin, führt Selbstgespräche mit ihrer Vagina und ist auf der Suche nach dem ganz großen Glück.
Dieses Buch wäre eine einfache Variation von Tokyo Love und insofern eigentlich keine Lesestunde wert, wenn da nicht der erzählerische Aufbau des Buches wäre: Indem Kanehara quasi rückwärts erzählt, kommt man der von verstörten, beziehungsunfähigen Rin schließlich an die Wurzeln ihrer Probleme, zurück in die Teenagerzeit, zu einem von Wahnvorstellungen geplagten und verängstigten Mädchen. Die Geschichte von dieser Perspektive aus aufzurollen, macht es spannend, die Geschichte zu lesen.
Obession hebt sich damit deutlich von Tokyo Love ab und weist deutlich mehr Erzählqualitäten auf. Jedem, der ein Buch von Kanehara lesen möchte, würde ich deshalb dieses Buch als Einstieg empfehlen.
Fazit
Vom Ausgangszustand in einer fiktiven Gegenwart zeichnet Kanehara das Psychogramm einer Frau bis zurück in ihre Teenagerzeit.Verfasst am 15. Juni 2012 von Friederike Krempin
Tags: Besessenheit, Eifersucht, Gewalt, Hitomi Kanehara, Leidenschaft, Planlosigkeit, Wahnvorstellungen