Unter dem Thema Liebe sind drei kleine Erzählungen aus dem Frühwerk Inoues in diesem Band zusammengefasst. Die Protagonisten der Erzählungen stehen jeweils vor einer ungewissen Zukunft und müssen sich entscheiden – für die Liebe, für die Einsamkeit oder für den Tod.
Alle Geschichten enthalten die für Inoues Werke aus dieser Zeit typische Motivik: Entfremdung der Protagonisten und Lösung ihrer robleme durch radikale Brüche. So begegnen sich in der ersten Geschichte Tod, Liebe und Wellen ein Mann und eine Frau im Hotel, die beide Selbstmord aus Enttäuschung über ihr Leben begehen wollen, sich aber schließlich gegenseitig davon abbringen.
In der nächsten Geschichte der Steingarten besucht ein Mann mit einer Frau während ihrer Hochzeitsreise einen Steingarten in Kyôtô. Dieser Steingarten übt auf beide einen so starken Eindruck aus, dass eine von beiden beschließt, seine frisch vermählte Ehe zu beenden.
Die letzte Geschichte sticht besonders hervor, da sie sich in ihrer Stimmung grundsätzlich von den anderen beiden unterscheidet: Ein Mann denkt an seine verstorbene Frau zurück, die er dafür geliebt hat, dass sie genauso geizig war wie er. Er erzählt die Geschichte von einem Lotteriegewinn, mit dem sie auf eine Reise nach Hakone gingen, aber aus lauter Geiz ohne etwas auszugeben nach Hause zurückkamen.
Die Art und Weise, wie das geizige Ehepaar beschrieben wird, ist sehr rührend – wahrscheinlich, weil man sich als westlicher Leser noch am ehesten mit diesen Personen identifizieren kann und weniger mit dem Mann, der auf einer Klippe Selbstmord begehen will.
Wie für Inoues Bücher gewöhnt liest sich auf dieses nur 83 Seiten umfassende Büchlein schnell und flüssig. Wer noch nichts von Inoue gelesen hat, für den sind diese Erzählungen ein guter Einstieg, der Lust auf mehr macht. Wer mehr Erzählungen in diesem Stil lesen will, sollte zu Inoues Romanen „Jagdgewehr“, „Schwarze Flut“ oder der Geschichte „Die Berg-Azaleen auf dem Hira-Gipfel“ greifen.
Fazit
3 Erzählungen, die Lust auf mehr von Inoue machen!Verfasst am 8. Juli 2010 von Friederike Krempin
Tags: Hakone, Liebe, Selbstmord, Yasushi Inoue