Keigo Higashino zählt zu den brillanten Krimiautoren, ist bisher trotzdem leider aber noch kaum bekannt. Mit Ich habe ihn getötet bringt Klett-Cotta nun den vierten Krimi in deutscher Übersetzung – und auch diesmal ist Higashinos Krimi absolut spannend, das Ende dann aber doch etwas unbefriedigend.
Higashino ist dafür bekannt, besonders intelligente Krimis zu schreiben, in die er den Leser bei den Ermittlungen miteinbezieht. Geschickt erzählt er aus unterschiedlichen Perspektiven, oft sogar der Täter, lässt aber die entscheidenden Informationen oft zunächst aus und führt den Leser in die Irre. Mit Ich habe ihn getötet treibt er dieses Spiel nun auf die Spitze: Erzählt wird der Krimi aus Sicht der drei Tatverdächtigen, die ein Motiv haben, den Drehbuchautor Makoto umzubringen.
Makoto ist kurz davor, eine junge Dichterin zu heiraten. Schon länger sind seine Filme wenig erfolgreich. Mit der Heirat erhofft er sich, den Stoff der jungen Dichterin zu verfilmen und wieder zu altem Ruhm zurückzugelangen. Damit stößt er gleich zwei Frauen vor den Kopf, aber auch den Bruder der Braut, der mit seiner Schwester bis dahin eine inzestuöße Beziehung pflegte.
Higashino lässt zwar auch Ermittler Kaga (bekannt aus Böse Absichten, dem Vorgängerband) wieder auftreten, immer aber nur aus Sicht der Tatverdächtigen. Ermittler bleibt dieses Mal der Leser, und zwar so konsequent, dass sogar die Lösung offen bleibt. Einen Hinweis zur Ermittlung des Täters (interessante Gestaltung: die Seiten dazu müssen erst aufgeschnitten werden) gibt es zwar, nachdenken muss der Leser aber selbst. Dies macht es sicher für einige, die einfach nur eine Geschichte runterlesen möchten, ziemlich unbefriedigend, bei Keigo Higashinos Stil, den Leser möglichst miteinzubinden, ist dieser Schritt aber nur konsequent.
Fazit
Ein Kriminalroman für alle, die selbst gern Detektiv spielen.Verfasst am 1. Mai 2016 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 22. August 2019