Schon im letzten Jahr hatte es mit Die Kieferninseln ein Buch mit Japanbezug auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Auch dieses Jahr ist ein Buch dabei, das sich mit der Dreifachkatastrophe in Fukushima beschäftigt.
Der 62-jährige Künstler Paul Neumann wird von alten Freunden aus Japan eingeladen, die Gegend von Fukushima zu erkunden. Zwar sind viele Teile noch verstrahlt, die Regierung aber plant, die Sperrzone aufzuheben und so erhofft man sich durch Pauls Einladung, Künstler nach Fukushima zu locken und zu zeigen, dass in der Zone nicht alles so schlimm ist wie erwartet.
Die Rahmenhandlung ist etwas skurril. Abgesehen davon, dass nicht klar wird, warum Paul die Einladung annimmt und die Zone besichtigt, lässt er sich in Fukushima schließlich von seiner Fremdenführerin verführen und zeugt mit ihr ein Kind, nackt inmitten der verstrahlten Natur.
Interessant ist, dass Muschg alle Stimmen zu Gehör kommen lässt. Es geht nicht nur um die Gefahr von Radioaktivität, sondern auch um die psychischen Folgen der Evakuierung. Es geht nicht nur um Fukushima, sondern die Atomkraft in Japan allgemein. Die verschiedenen Positionen werden Neumann alle präsentiert, ohne dass dieser sie wertet oder übernimmt.
Dies alles wird vermischt mit Einzügen aus Adalbert Stifters Nachsommer. Das Buch schwankt vom Ernsthaften ins Traumhafte, so als ob Neumann zwischenzeitlich in einer anderen Welt ist. Spannend ist das vor allem zu lesen, da es bisher kein Buch gibt, dass sich auf diese Weise mit Fukushima auseinandersetzt. Gewöhnungsbedürftig bleibt trotz allem die Handlung und Muschgs Schreibstil.
Fazit
Ein ungewöhnlicher Blick auf Fukushima, mit gewöhnungsbedürftigem Stil.Verfasst am 4. Oktober 2018 von Friederike Krempin
Tags: Atomkraft, Deutsche und Japaner, Fukushima