Frau Shibatas geniale Idee erhielt im Jahr 2020 den renommierten Dazai-Osamu-Preis und wurde gleich im folgenden Jahr auch in Deutschland veröffentlicht.
Zwar umfasst die Erzählung rund 200 Seiten, vermutlich aber sind diese recht spärlich bedruckt, denn das E-Book konnte ich gefühlt in deutlich kürzerer Zeit durchlesen, als ich normalerweise für 200 Seiten benötigen würde.
Die Handlung lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Frau Shibata ist vierunddreißig, Single und Angestellte in einer Firma für Papierrollen. Statt ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen zu können, muss sie für die Männer Kaffee kochen, aufräumen und Süßigkeiten verteilen. Als sie eines Tages nach einer Besprechung die leeren Aschenbecher ausleeren soll, kommt ihr eine Idee: Sie behauptet, sie sei schwanger.
Emi Yagi erzählt in einfacher, eingängiger Sprache und sehr schnörkellos von der eingebildeten Schwangerschaft, die Frau Shibata nun bis zur „Geburt“ durchlebt. Das Gedankenexperiment, das sie mit dieser Erzählung durchführt, ist wirklich spannend. Auch ich habe mich beim Lesen gefragt: Wie würde man anders behandelt werden, nur weil die Leute denken, man sei schwanger? Abgesehen von einer zuvorkommenden Behandlung hat die vorgetäuschte – und später fast auch schon eingebildete – Schwangerschaft von Frau Shibata auch direkte Vorteile für sie: Frau Shibata hat mehr Zeit für sich, achtet viel stärker auf ihren Körper, treibt Sport und ernährt sich gut.
Mutterschaft, das japanische Frauenbild und schließlich auch die Rolle der Männer sowohl auf der Arbeit als auch als Väter – all diese Themen werden in der Erzählung angerissen. Da die Erzählung so kurz ist, kann ich hier jedoch nicht detaillierter auf den Inhalt eingehen, ohne zu viel vorwegzunehmen. Gerade in der Kürze der Erzählung, die schnell und prägnant viele Aspekte auf den Punkt bringt, liegt der Reiz.
Fazit
Eine kurze Erzählung über die Perspektive eine junger Frau, die eine Schwangerschaft vortäuscht, um in der japanischen Arbeitswelt zu bestehen.Verfasst am 17. Juni 2025 von Friederike Krempin