Es gibt Bücher, die behandeln viele wichtige Themen auf einmal – so viele, dass all die Themen gar nicht ausführlich in einer Rezension besprochen werden können. Endos Roman zählt auch zu diesen Büchern, wobei er es schafft, alle Themen geschickt miteinander zu verbinden.
Zunächst gibt es zwei unterschiedliche Erzählebenen, deren Zusammenhang nicht ganz klar wird: Ozu erzählt aus der Sicht der 70er Jahre von seiner Mittelschulzeit in den 30er Jahren und seinem Freund Plattfisch. Plattfisch wird an Ozus Schule strafversetzt und fällt sofort durch seinen durchdringenden Schweißgeruch auf. Er ist sehr einfältig, wenn er sich etwas in den Kopf setzt, bleibt er aber dabei. Ozu und Plattfisch werden Freunde und verlieben sich beide in dasselbe Mädchen.
In der Gegenwart lebt Ozu mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zusammen. Ozu hat es nach dem Krieg zu nichts Besonderem gebracht. Sein Sohn Eiichi ist ehrgeiziger als sein Vater und blickt auf ihn herab. Er ist Arzt in einer Klinik und tut alles, um seine Karriere voranzutreiben. Immer wieder ist er verärgert, weil die anderen Ärzte von ihren einflussreichen Eltern Hilfe bekommen, während er sich von seinem Vater keine Unterstützung erhoffen kann. Um seine Karriere voranzutreiben, spinnt er Intrigen und versucht die Tochter des Chefs für sich zu gewinnen.
So werden nicht nur zwei völlig unterschiedliche Zeiten – einmal die unbeschwerte Jugend, dann aber auch die Kriegszeit und später die „Moderne“ kontrastiert, sondern auch zwei Gesellschaftssysteme: Ozu und Plattfuß gehören einer Schicht an, die es zu nichts bringen wird. Das Mädchen, in das sie sich verlieben, ist unerreichbar. Auch Eiichi gehört noch zu dieser Schicht, will aber den Aufstieg nach oben schaffen. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er gefühlskalt und berechnend. Ein weiterer Generationenkonflikt besteht zwischen Vater und Sohn, aber auch im Krankenhaus zwischen jungen Ärzten und alten Patienten: Die junge Generation will nichts von den Kriegsgeschichten der Alten hören, kann ihr Leid nicht nachvollziehen.
Die Handlung wird immer dichter und spannender, als in Eiichis Klinik Ozus und Plattfischs Jugendliebe auftaucht und Eiichi an dieser aus Profilierungsgier unerlaubt neue Medikamente zu testet. Der erhoffte Höhepunkt bleibt aus. Weder wird Eiichi für sein skrupelloses Verhalten zur Rechenschaft gezogen, noch schafft er es schließlich, sich hochzuarbeiten. Das Ende bleibt offen, eine explizite Wertung von Eiichis Verhalten bleibt aus. Implizit jedoch lässt der Roman ein tiefes Sehnsuchtsgefühl zurück: Eine Sehnsucht nach einer unbeschwerten Jugend, nach Freundschaften und nach einre gute Beziehung zu den eigenen Kindern.
Fazit
Die Handlung kommt erst langsam in Gang, behandelt dann aber vielschichtig die Situation der Kriegs- und Nachrkiegsgeneration in Japan.Verfasst am 13. September 2011 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019