Steam Punk trifft Edo-Zeit: In einer Zeit, in der noch ein Shogun herrscht und Samurai für ihre Herren ehrenvolle Kämpfe mit Grillen austragen, konstruiert Kyuzo Kugimiya Maschinen die so gut sind, dass sie kaum von echten Menschen zu unterscheiden sind.
“Sometimes it is better not to know what is real and what is not.” Automatic Eve, E-Book-Ausgabe
Eve ist dabei sein Meisterstück, das in jeder der fünf Geschichten, in die der Roman unterteilt ist, auftaucht. Anfangs scheinen diese Geschichten lose zusammenhängend mit Eve und Meister Kyuzo als verbindendem Element, mit der Zeit verbinden sich aber die einzelnen Erzählstränge zu einem.
Automatic Eve sticht hervor durch eine extrem verschachtelte Erzähltechnik. Wie bei einem Wollknäuel sind es immer nur einzelne Fäden, die gezogen werden und Einblick in Kyuzos Geschichte geben. Ziemlich häufig gibt es deshalb auch überraschende Wendungen und vor allem auch Geheimnisse, die unerwartet gelüftet werden.
So treffen wir in der ersten Erzählung auf Nizaemon Egawa, der verliebt ist in die Prostituierte Hatori, die im Bordell Thirteen Floors arbeitet. Nizaemon liebt sie so sehr, dass er bereit ist, Hatori freizukaufen, obwohl sie seine Liebe nicht erwidert. Um sie trotzdem allein für sich zu haben, beauftragt er Kyuzo Kugimiya, eine Kopie von Hatori zu bauen. Doch schließlich sieht alles ganz anders aus: Die Hatori, die bei ihm bleibt, ist die Frau aus Fleisch und Blut und er die Kopie.
Solche Illusionen in einer kurzen Geschichte gekonnt aufzubauen, erfordert nicht nur erzählerisches Geschick, sondern auch Konzentration beim Lesen. Automatic Eve ist deshalb eher etwas für Fortgeschrittene oder alle, die bereit sind, sich viel Zeit für dieses Buch zu nehmen.
Dafür gibt es als Belohnung eine ungewöhnliche, zum Ende hin reichlich actiongeladene Geschichte in einer altertümlichen Szenerie, die mit ihren Strukturen stark an die japanisch-mittelalterliche Edô-Zeit mit Samurais und Shogun angelehnt ist.
Fazit
Japanischer Steam Punk mit einer spannenden, verschachtelten Story, Samurais und einer hübschen Automaten-Frau.Verfasst am 16. August 2019 von Friederike Krempin