Die letzte Geisha

Die letzte Geisha



Originalausgabe:
芸者苦闘の半生涯 Heibonsha 1957

Aus dem Japanischen von Michael Stein.:
Insel
201 Seiten
ISBN: 9783458358510

Ähnliche Bücher

Geisha
Geisha
Liza Dalby
Schneeland
Schneeland
Yasunari Kawabata

Sayo Masuda, die schon in den 50er Jahren aus dem Geisha-Gewerbe ausstieg, ist eigentlich noch lange nicht die letzte Geisha Japans – aber sie ist 1957 die erste, die ihre Erlebnisse in einer Autobiografie veröffentlicht.

Masuda wird schon als Kind an ein Geisha-Haus verkauft. In die Schule geht sie nie, sie lernt lediglich die Verführungskünste der Geishas. Entsprechend einfach ist auch ihre Erzählweise.

Unglaublich erscheint, wie Masuda ihr Leben erträgt. Schon bevor sie an das Geisha-Haus verkauft wird, arbeitet sie in einer Familie als Hausmädchen. Sie wird Kranich genannt, da sie im Winter immer versucht, einen ihrer Füße am Bein zu wärmen, da sie noch nicht einmal Socken besitzt. Auch im Geisha-Haus gehen die Schikanen weiter. Wäre das, was Masuda erzählt nicht die Wahrheit, man könnte denken, ihre Erzählung sei ein billiger Roman, der versucht, die Leser mit Grausamkeiten zu unterhalten.

Masuda lebt in Suwa, abseits der großen und berühmten Geisha-Viertel. Ihr Geisha-Leben hat nur wenig Gemeinsamkeiten mit dem prunkvollen, glamourösen Leben der Maikos aus Kyôtô.

„Ob eine hübsch ist oder häßlich, alle tünchen sich das Gesicht fingerdick mit weißer Schminke, und solange eine nicht ausgesprochen mißgestaltet ist, werden alle gleich schön.“ (56)

In Masudas Autobiografie ist das Leben als Geisha zwar ein Hauptthema, macht aber nicht die komplette Erzählung aus. Es gibt wenige rein informative, beschreibende Texte. Masuda erzählt kleinere Episoden und setzt manchmal auch Wissen voraus. Neben ihrem Leben als Geisha erzählt sie auch noch von dem Leben danach, das bestimmt ist durch ihre Vergangenheit. Gebrandmarkt als Geisha und Mätresse kann sie nicht heiraten, reist getrieben von einem Ort zum anderen.

Interessant an Masudas Bericht ist vor allem ihre Erzählweise, mit der sie so viel über sie selbst verrät. Die Erzählweise ist schlicht, wenig ausschmückend und teilweise etwas ungelenk. Masuda unternimmt mit der Autobiografie zwar auch den Versuch, ihr Leben zu reflektieren, diese Reflexionen bleiben aber auf sehr niedrigem Niveau. Auch wenn dies alles natürlich den ästhetischen Lesegenuss schmälert, war es doch eine richtige Entscheidung des japanischen Verlages, das Manuskript im Originalzustand zu behalten, spiegelt es doch wieder, was Masuda verwehrt blieb: Bildung und ein Zeit, in der sie sich mit den schönen Dingen des Lebens befassen konnte.

Fazit

Wie Masudas traurige Autobiografie bezeugt, ist das Leben einer einfachen Geisha keinesfalls glanzvoll.

Verfasst am 20. Juli 2012 von

Tags: , , ,

Artikel im Blog

Zufällig ausgewählt: In Büchern stöbern

ランダムに選択しました

Ein seltsamer Ort
Das Lager in der Wüste
Ich habe ihn getötet
Junglaub. Jahre in Japan
Der Verrat der Kurtisane
Tödliche Manga

Die neuesten Rezensionen

Die Aosawa-Morde
Die Aosawa-Morde 17. November 2024
Tokioregen
Tokioregen 10. November 2024
No Longer Human
No Longer Human 3. November 2024
Akikos stilles Glück
Akikos stilles Glück 11. September 2024
Das Restaurant der verlorenen Rezepte
Das Restaurant der verlorenen Rezepte 1. September 2024
Tokio Express
Tokio Express 25. August 2024
Literatur direkt aus Japan Literatur direkt aus Japan

Hier erfährst du mehr über Bücher, die es bisher nur in Japan gibt.

Bücher kaufen Wo kann ich japanische Bücher kaufen?

Ein kleiner Guide für Einsteiger

Zeitstrahl Zeitleiste

Suche dir Bücher aus nach der Zeit, in der sie spielen.

Neuerscheinungen Neuerscheinungen

Alle Neuerscheinungen für im Überblick.