Masuji Ono, vor Ende des zweiten Weltkriegs ein berühmter Maler patriotischer Propagandabilder, wird nach dem Krieg für seine Arbeit nur noch kritisiert und sogar von seinen ehemaligen Schülern verleugnet. Wie sehr die Gesellschaft ihn ablehnt, wird auch darin deutlich, dass er seine Tochter mit keinem Mann verheiraten kann.
Der Grund für Onos schlechtes Ansehen wird dabei im ersten Viertel des Roman gar nicht deutlich (aber durch den Klappentext und Rezensionen ist der Leser natürlich schon informiert). Ruhig und friedlich beginnt die Erzählung aus der Ich-Perspektive des inzwischen ergrauten Malers Ono, der zunächst in aller Ruhe sein traditionells Haus beschreibt.
Erst später wird deutlich, dass dieses Haus in seiner traditionellen, aber durch den Krieg auch beschädigten Art die Situation von Ono ziemlich genau symbolisiert. Subtil erschließt sich dem Leser auch die weitere Erzählung: die Dialoge müssen aufmerksam gelesen werden, um auch das zwischen den Zeilen gesagte zu erkennen. Vieles wird von Ono immer erst angedeutet (zum Beispiel die Verachtung seines ehemaligen Schülers Kuroda ihm gegenüber), aber erst später erklärt.
Dadurch, dass der Leser so völlig ahnungslos an Masuji Ono herantritt, vermeidet Ishiguro eine vorschnelle Anklage des alten Malers, die er sofort dafür bekommen würde, dass er für das faschistische System gearbeitet hat. So hat der Leser die Chance, unvoreingenommen die Motive des alten Mannes nachzuvollziehen – und sich danach ein eigenes Urteil zu bilden.
Fazit
Ein Roman, speziell über die Vergangenheitsbewältigung nach dem 2. Weltkrieg. Aber auch ein Roman, ganz allgemein über Fehler und wie man mit ihnen umgeht.Verfasst am 20. Februar 2010 von Friederike Krempin
Tags: Generationenkonflikt, Kazuo Ishiguro, Nobelpreisträger, Vergangenheitsbewältigung