Ein Haus in einem weitläufigem Garten, fernab vom Großstadtlärm. Ein Ehepaar ohne große Zukunftsperspektiven, das sich in diese Abgeschiedenheit flüchtet. Und eine Katze, die den beiden neue Lebensfreude bringt. Takashi Hiraides Der Gast im Garten ist still und unauffällig, hält aber so manche tiefgreifende Einsicht bereit.
Erzählen im „japanischen“ Stil
Japanische Literatur gilt generell als ruhig, die Handlung entwickelt sich eher langsam und unauffällig. Oft sind es nicht große, überraschende Ereignisse, sondern die kleinen Dinge des Alltags, die beschrieben werden. Charakterisiert man so das, was für uns „typisch japanisches“ Erzählen ausmacht, dann ist Der Gast im Garten so eine japanische Erzählung.
Hiraide beschreibt das scheinbar idyllische Leben eines Ehepaars, das keine großen Zukunftspläne hat. Beide arbeiten im Verlagsbereich und verdienen damit nicht viel, doch große Wünsche haben sie nicht. Auch Kinder sind nicht mehr geplant. In diese Zeit des scheinbaren Stillstandes bricht die Katze Chibi ein.
Die Idylle ist nicht beständig
Eigentlich ist Chibi die Katze der Nachbarn, doch sie schleicht sich immer wieder durch ein Loch im Zaun und erhält bei dem Ehepaar bald einen eigenen Schlafplatz. Es ist vor allem das Verhalten von Chibi und ihre Streifzüge im Garten, die Hiraide beschreibt. Das Ehepaar genießt die Zeit mit der Katze, genießt die Zeit im Garten und fast scheint es so, als würde die Erzählung ziemlich belanglos dahinplätschern.
Doch die Idylle mit der kleinen Katze ist nicht beständig und schon bald schleichen sich Veränderungen in das Alltagsleben ein, die das Ehepaar nicht aufhalten kann. Erst vor diesem Hintergrund wird das scheinbar so einfache, alltägliche, was das Ehepaar am Anfang erlebt, so lesenswert. Denn erst vor dem Hintergrund, das etwas vergänglich oder schon vergangen ist, wird es wertvoll.
Ein Buch nicht nur für Katzenliebhaber
Hiraides Der Gast im Garten ist natürlich auch ein Buch für Katzenliebhaber. Doch es heißt eben nicht „Die Katze im Garten“, sondern nur „Der Gast“. Chibi ist ein Symbol für das vergängliche Glück und mit dieser Universalität ist Der Gast im Garten immer noch ein Buch vor allem für Liebhaber ruhiger, unauffälliger, aber doch tiefgreifende Erzählungen.
Fazit
Eine wunderbare Erzählung über die Flüchtigkeit des Glücks.Verfasst am 20. April 2015 von Friederike Krempin
Tags: Katzen, Vergänglichkeit