Der Brautkimono

Der Brautkimono



Rei Shimura, Tochter einer Amerikanerin und eines Japaners, betreibt in Tôkyô einen Antiquit√§tenladen, mit dem sie sich gerade so über Wasser halten kann. Da kommt ihr das Angebot gelegen, als Kurier des Morioka-Museums alte Kimonos nach Washington zu bringen und dort in einem asiatischen Museum einen Vortrag gegen ein gutes Honorar zu halten. Doch der wertvollste Kimono wird ihr schon am ersten Tag gestohlen.

Für Rei ist der Vorfall ziemlich peinlich, denn der Kimono wurde aus ihrem Hotelzimmer entwendet. Heikel wird der Fall zudem noch, als eine Japanerin, die mit Rei im selben Flugzeug angereist ist, ein paar Tage später tot aufgefunden wird. Hatte sie etwas mit dem Kimonodiebstahl zu tun?

Für Rei ist dieser Fall kein Heimspiel, obwohl sie selbst in den USA aufgewachsen ist. Nach längerem Aufenthalt in Japan kommt sie mit der Unfreundlichkeit und Direktheit der Amerikaner gar nicht mehr klar. Sie tritt in jedes Fettnäpfchen, dass sich ihr bietet und wird schnell zur Hauptverdächtigen für den Kimonodiebstahl.

Masseys inzwischen schon fünfter Kriminalroman um Rei Shimura ist in gewohnt lockerem Stil mit einer Prise Humor geschrieben. Diesmal spielt er zwar nicht in einer japanischen Umgebung, dafür bietet sich der Autorin aber die Möglichkeit, die Probleme, die sich beim Aufeinandertreffen der westlichen und fernöstlichen Kulturen eröffnen, zu thematisieren.

Die Figuren im Buch werden alle etwas überzeichnet – sowohl die Japaner mit ihrer übertriebenen Höflichkeit als auch die Amerikaner mit ihrer Rohheit. Diese Beschreibung von Typen macht den Roman so humorvoll und ruft oft peinliche Situationen hervor, wie etwa, dass die amerikanische Polizei den Kimono geringschätzig als Bademantel bezeichnet. Keineswegs wirkt die Beschreibung aber stereotyp und oberflächlich: Rei Shimura steht als Halbasiatin und -amerikanerin zwischen beiden Welten und deren jeweilige Eigenheiten differenziert beobachten.

Sympathisch an diesem Kriminalroman ist vor allem seine Hauptfigur Rei, die trotz ihrer bisherigen Ermittlungserfahrung immer noch keine Routine zu haben scheint: Rei ist unbedarft, tritt in viele Fettn√§pfchen und macht im Eifer des Gefechts schnell mal einen folgenstarken Fehler. Sie ist nicht die kühl kalkulierende Ermittlerin, die in ihrer Ermittlungsarbeit aufgeht, sondern eher eine zufällige Hobbydetektivin, die auch noch andere Probleme hat – zum Beispiel, dass sie sich zwischen ihrem amerikanischen und japanischen Freund entscheiden muss.

Fazit

Wie ein "japanischer Bademantel" verlorengeht: Rei auf chaotischer, aussichtsloser, hoffnungsvoller, rasanter, humorvoller Ermittlung in den USA.

Verfasst am 30. Juli 2010 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019

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