Neben der Neuauflage von Tanizakis bekanntestem Essay Lob des Schattens veröffentlicht Manesse nun noch weitere Essays von ihm in deutscher Erstauflage. In Lob der Meisterschaft setzt sich Tanizaki mit aktueller Kunst auseinander und entwickelt sein Ästhetikkonzept.
Lob der Meisterschaft ist also deutlich konkreter, bezieht sich deutlich mehr auf Beispiele aus Theater, Literatur und Film als es der ein halbes Jahr später erschienene Essay Lob des Schattens tut. Ähnlich ist beiden Essays ihre Argumentation: Tanizaki vergleicht Japanisches und Westliches und hebt in Abgrenzung zum Fremden das, was seiner Meinung nach der japanischen Kunst eigentümlich ist, heraus.
Dazu gehört für ihn zum Einen die Meisterschaft, eine japanische Kunstfertigkeit, die nur durch jahrelange harte Übung und genaues Nachahmen trainiert werden kann. Für Tanizaki ist die Meisterschaft eines Künstlers alles: Nur er kann ein Stück angemessen realisieren, egal ob trivial oder anspruchsvoll.
Zum Anderen kommt Tanizaki nach einigen Filmanalysen zu dem Ergebnis, dass dem japanischen Film – und er überträgt dies auch auf das Theater – eine Ruhe innewohnt, die die Menschen anrührt, während westliche Filme so schrill sind, dass sie das Gemüt nur aufregen.
Tanizakis Hypothesen beruhen größtenteils auf Gefühl, er schweift oft ab und bemerkt dies am Schluss auch selbst mit einem Augenzwinkern. Wie auch schon Lob des Schattens liest sich Lob der Meisterschaft erstaunlich leicht, ist aber nur mäßig interessant, da Tanizaki gerade zu Beginn sehr viele Beispiele aus dem japanischen Theater anführt, mit denen man nur wenig anfangen kann.
Fazit
Tanizakis Ansichten beruhen - das gibt er selbst zu - zu einem großen Teil auf Spekulationen und sind für uns heute eher antiquiriert, da er sich mit der Kunst seiner Zeit auseinandersetzt.Verfasst am 24. Januar 2011 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019