Während der Kinofilm Kirschblüten und rote Bohmen eigentlich auf einem Buch basiert, kam in Deutschland zunächst der Film ins Kino, ehe Dumont dann 3 Monate später das Buch veröffentlichte.
Dementsprechend habe auch ich zuerst den Film gesehen – ohne dass mir klar war, dass er auf einem Buch basiert. Wenn es diese Geschichte also als Buch gäbe, so dachte ich mir aber, wäre dieses Buch sicher wunderbar zu lesen. Und das ist es auch!
Die Geschichte noch einmal kurz zusammengefasst: Sentaro arbeitet in einem Imbiss für Dorayaki, japanische Süßwaren, gefüllt mit Rote-Bohnen-Mus (japanisch An). Der Laden läuft schlecht und Sentaro mag keine Süßigkeiten, aber er muss trotzdem weitermachen, um eine alte Schuld abzuarbeiten. Eines Tages bewirbt sich im die 76-jährige Tokue bei ihm als Aushilfe. Sie macht wunderbares An und verhilft dem Laden zum Aufschwung, doch sie hat von der Lepra verkrüppelte Hände. Auch wenn sie schon seit über 40 Jahren geheilt ist, begegnen ihr die Kunden schließlich mit viel Misstrauen und Sentaro steht vor der schweren Entscheidung, ob er die liebenswerte Frau, die ihm in seiner schwierigen Lage geholfen hat, nun einfach kündigen soll.
Die Geschichte um Tokue ist wirklich sehr anrührend. Obwohl sie viel Leid erlebt hat, ist sie herzensgut und erkennt, dass Sentaro Hilfe braucht. Sie selbst konnte wegen ihrer Krankheit keine Kinder bekommen und sieht Sentaro so als Sohnersatz. Auch er hat seine Mutter verloren und konnte sich nicht richtig von ihr verabschieden. Während der Film viele schöne Bilder zeigt, geht das Buch noch viel mehr auf das Innenleben von Sentaro und Tokue ein. Besonders Tokues Geschichte und der Behandlung der Leprakranken wird im Buch viel mehr Platz eingeräumt. Tokue erzählt ihre eigenen Geschichte, erzählt, wie Leprakranke per Gesetz noch bis 1996 ihr gesamtes Leben lang isoliert und früher teilweise sogar noch eingesperrt wurden. All dies wird im Film nur angeschnitten.
Insgesamt bekommt Tokue im Buch deutlich mehr Kontur. Im Film erscheint sie manchmal als liebe Oma, die gerne etwas verklärte Weisheiten von sich gibt, wie etwa, dass man der Natur, dem Mond, ja sogar den Bohnen beim Kochen lauschen müsste. Im Buch bleibt dies nicht einfach so stehen, sondern wird erklärt: Auch Tokue glaubt natürlich nicht ganz an diese Dinge, aber in einer Welt, in der die Realität hart ist, schafft sie es, sich ein wenig Optimismus zu bewahren.
So ist das Buch deutlich weniger sentimental, deutlich weniger exotisierend und mit – wie bei einem Buch gegenüber einem Film ja auch zu erwarten – deutlich mehr Tiefgang.
Fazit
Die kleinen Momente Leben, das Glück trotz widriger Umstände zelebrieren und die Vergänglichkeit stets vor Augen haben - all dies lehrt dieses Buch in wunderbar ruhigen Worten.Verfasst am 19. März 2016 von Friederike Krempin
Tags: Anrührend, Durian Sukegawa, Einsamkeit, Essen, Krankheit