Japanisch 2.0. Eine Lesetour durch Social Media und andere Welten

Japanisch 2.0. Eine Lesetour durch Social Media und andere Welten



Eigentlich ist das Internet voll von Textmaterial, das sich zum Japanisch-Selbststudium eignet – man muss nur die passenden Texte finden. Diese Aufgabe übernimmt „Japanisch 2.0“ und liefert dazu deutsche Übersetzungen und Erklärungen zu besonderen Begriffen gleich mit.

Buchcover von Japanisch 2.0

Aktuelle Themen und moderne Kommunikationsformen

Japanisch 2.0 behandelt aktuelle und auch interessante Themen wie die Auswirkungen des Korean-Pop in Japan, die japanische Popkultur, Aufnahmeprüfungen für die japanische Universität oder den Studiengang „Manga“.

Neben diesen eher neutral geschriebenen, informierenden Texten enthält das Buch aber auch Ausschnitte aus der Online-Kommunikation: Twitter-Nachrichten nach dem Großen Erdbeben, Foren-Threads, in dem Singles einen Partner suchen oder eine Online-Diskussion von Angehenden Studenten über die Uni-Aufnahmeprüfung.

Japanische Online-Kommunikation kennenlernen

Besonders am Konzept von Japanisch 2.0 gegenüber anderen Lesebüchern ist, dass hier auch der authentischen, umgangssprachlichen mündlichen Kommunikation, die sich im Internet mit schriftlichen Formen vermischt, Platz eingeräumt wird.

So erklären die zusätzlichen Anmerkungen zum Beispiel, dass これって運なのか eine mündliche Entsprechung für これという運なのか oder dass わかんね einfach わかりません bedeutet. Auch Elemente der typischen Netzkommunikation wie 笑, ワロヌ oder わw („lol“) kommen vor und werden erklärt.

 Auszug aus einer Online-Diskussion
Bild: Auszug aus einer Online-Diskussion

Allerdings macht dieser Aspekt wie schon erwähnt nur einen Teil von Japanisch 2.0 aus, die andere Hälfte bilden Texte, an dene das einzige internet-typische ist, dass ursprünglich aus dem Internet stammen.

Aufbau des Buches

Japanisch 2.0 ist durchgehend bilingual mit dem deutschen Text auf der linken und dem Japanischen Text auf der rechten Seite. Am Rand finden sich außerdem Anmerkungen zu sprachlichen Besonderheiten oder Fachbegriffen.

Der deutsche Text hält sich sehr nah am japanischen Original, sodass Japanischlernende mit einem solidem Grundwissen den Text relativ flüssig lesen und unklare Begriffe auch über den deutschen Text erschließen können.

 Anmerkungen am Rand
Bild: Randbemerkungen zu schwierigen Begriffen

Schwierigkeitsgrad und Voraussetzungen

Flüssig oder zumindest in einem angemessenen Tempo, bei dem das Lesen auch Spaß macht, lassen sich die Texte allerdings nur mit einem gewissen Vorwissen lesen. Japanisch 2.0 ist ein reines Lesebuch und enthält keine weiterführenden Aufgaben oder Fragen zu den Texten. In erster Linie bietet es sich also für Autodidakten an, die nebenbei ihr Leseverständnis verbessern und ihren Wortschatz erweitern möchten.

Da daneben aber auch schon Kanji-Kenntnisse vorausgesetzt werden, ist meine Empfehlung, dass man sich vom Kenntnisstand mindestens auf einem Lower Intermediate Level befinden beziehungsweise mindestens JLPT N4 abgeschlossen haben sollte. Auch erste Leseerfahrungen von längeren japanischen Texten sollten im Idealfall vorhanden sein. (Wer dagegen erstmals das Lesen üben will, sollte sich die Hefte der Graded Readers Reihe ansehen, die in verschiedene Schwierigkeitsstufen aufgeteilt sind).

Kritik: Wo bleibt das 2.0?

Bei einem Buch, das sich Japanisch 2.0 nennt, würde ich mir eigentlich auch eine Aufmachung wünschen, die dem Web nahekommt. Die einzelnen Texte oder Beiträge sind durch keinerlei Kontextinformationen gerahmt, aus welcher Quelle sie stammen – handelt es sich beispielsweise um eine seriöse Nachrichtenseite oder einen Blogeintrag, der vielleicht für einen Blog sprachlich eher ungewöhnlich ist? Lediglich ein kleiner Link am Textende verweist auf die Quelle.

Quellenangabe
Bild: Quellenangabe unter dem Text

Eine komplizierte URL wie http://www.yuzuru.2ch.net/test/read.cgi/kouri/1294549281/801-900 einzugeben ist schon eine Herausforderung. Würde es sich hier nicht anbieten, zum Beispiel über QR-Codes direkt zu dieser Seite weiterzuleiten?

Von Vorteil für Leser den wären sicher auch weiterführende Links oder Leseempfehlungen zu Websites gewesen, anhand derer man sich als Japanischlernender im Web weiter umsehen und die Lesetour nun auf eigene Faust fortsetzen kann. Denn wer sich schon von vornherein im japanischsprachigen Web selbst orientieren kann, der braucht solch ein Lesebuch nicht.

Zwar schmälern diese Kritikpunkte grundsätzlich nicht die Qualität des Buches, wären aber bei zukünftigen Publikationen ein großer Pluspunkt.

Fazit

Das Besondere an diesem Lesebuch für Fortgeschrittene ist der Mix aus klassisch informierenden und lockeren, umgangssprachlichen Textformen.

Verfasst am 2. Dezember 2012 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 16. August 2019

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