Auf Japanliteratur wurden schon diverse Bücher rezensiert, mit denen man das Lesen längerer japanischer Texte üben kann. Bisher gab es bei allen Büchern aber dasselbe Problem: Man muss schon sehr viel Japanisch können, um sie wirklich lesen zu können.
Bei Japanese Graded Readers (日本語よむよむ文庫) ist das nicht so! Die Texte sind speziell für Anfänger geschrieben. Es gibt 5 Schwierigkeitsstufen (von 0 bis 4). So kann wirklich jeder, egal wie weit er mit dem Lernen ist, ins Lesen einsteigen.
1. Aufbau und Inhalt
Auch wenn die Japanese Graded Readers Reihe in Deutschland eher schwer und dann nur für viel Geld zu bekommen ist (Tipp: über Whiterabbitpress bestellen!), lohnt sich das Geld durchaus. Die Serie ist nämlich sehr schön gestaltet:
In einem kleinen Schuber sind 5 Heftchen mit hochglänzendem, stabilen Umschlag enthalten. Jedes Heftchen enthält eine in sich abgeschlossene Erzählung:
- 1: 絵姿奥さん (Das Portrait der Frau)
- 2: 桃太郎 (Momotaro)
- 3: クリスマスプレゼント („The Gift of the Magi“ von O. Henry)
- 4: 像のトンキー (Der Elefant Tonki)
- 5: 一休さん (Ikkyûsan)
Die Erzählungen sind überwiegend japanische Märchen oder traditionelle Geschichten, sodass man neben der Sprache auch noch etwas über die japanische Kultur lernt. Die Geschichten sind alle spannend und motivieren – schon allein durch die vielen farbigen Abbildungen – zum Weiterlesen.
Bei den Heften dabei ist übrigens noch eine CD auf der die Texte in genau richtiger Geschwindigkeit vorgelesen werden. So kann man auch sein Hörverstehen trainieren oder die Geschichten unterwegs nochmal hören.
2. Aufbereitung der Geschichten
Jede Geschichte ist in einem anderen Stil illustriert. Die Illustration sind nicht nur schön anzuschauen, sondern unterstützen das Leseverstehen extrem. Auch wenn man mal eine Vokabel nicht kennt, versteht man den Plot trotzdem.
Mir persönlich helfen die Bilder auch ungemein, mir neue Vokabeln und Ausdrücke einzuprägen, da ich diese mit den Bildern verknüpfe.
Zum Lesen reicht es übrigens, Hiragana zu beherrschen, denn alle Kanji und Katakana sind mit Lesehilfe versehen. Grammatikerklärungen oder Vokabelangaben gibt es dagegen nicht. Wenn man aber das richtige Level ausgewählt hat, sollte man den Text von der grammatischen Struktur her verstehen – einzelne Vokabeln kann man dann immer noch nachschlagen.
3. Ist das Buch etwas für mich?
Japanese Graded Readers Level 2 richtet sich an fortgeschrittene Anfänger. Ich hatte nach über einem Jahr Japanischlernen und der Beendigung von Minna no Nihongo 1 und Genki 1 wenig Schwierigkeiten, die Geschichten zu verstehen (auch wenn ich einige Vokabeln nachschlagen musste).
Grammatisch wird unter anderem die Kenntnis der て-Form, müssen (-なければなりません), können (かのう形), Verbformen im einfachen und neutral-höflichen Stil in alle Zeiten und einiger Temporal- (まえ,あと,とき) , Kausal- (から,だから) und Konditionalsatzmuster (もし…たら, いくら…ても) vorausgesetzt
4. Fazit
Durch das geringe Schwierigkeitsniveau kann man – wenn man denn das richtige Level ausgewählt hat – gleich einsteigen. Es macht Spaß, Texte zu lesen, die man direkt verstehen und auch ganz durchlesen kann. Vor allem beim Japanischen, wo die Frustration immer sehr hoch ist, da der Zugang zu längeren Texten durch die Kanjis oft unmöglich ist, motivieren die kleinen Heftchen sehr. Gleichzeitig kann man beim Lesen neue Vokabeln und Ausdrücke lernen, die sich durch die Illustrationen und häufige Wiederholung in der jeweiligen Geschichte gut einprägen.
Fazit
Bisher gibt es kein besseres Japanisch-Lesebuch! Als Begleitmaterial sollte diese Leseserie bei keinem Japanischlernenden fehlen.Verfasst am 21. November 2010 von Friederike Krempin