Auch wenn dieses Buch schon etwas älter ist, bietet es doch für alle diejenigen einen guten Zugang, die sich – vielleicht auch aus sozialwissenschaftlichem Interesse – genauer mit Japan beschäftigen möchten.
Genauer meint hier nicht, dass im Buch grundlegende Informationen zur Kultur präsentiert werden. Vielmehr stellt das Buch eine Anthologie aus verschiedenen japanischen und englischen Aufsätzen dar, die zwar alle schon etwas älter sind, dafür aber Grundlagentexte darstellen, wenn man sich mit der Debatte um nihonjinron (日本人論) auseinandersetzen will.
Nihonjinron bezeichnet den Diskurs darum, ob es ein „typisch japanisches“ Verhalten gibt. Wichtige Vertreter dieser Debatte sind mit einem Aufsatz vertreten: Takeo Doi (psychoanalytischer Ansatz), Chie Nakane (soziologischer Ansatz) und Takeshi Ishida (politikwissenschaftlicher Ansatz).
Zu allen drei Autoren gibt es in der Edition Suhrkamp ebenfalls ausführliche Monografien (siehe zum Beispiel Takeo Doi), die Aufsätze bieten aber einen guten ersten Einstieg, wenn die Zeit für eine ausführlichere Beschäftigung fehlt.
Auch die anderen Aufsätze sind fast alle aus den achtziger Jahren und deshalb heute nicht mehr ganz aktuell. Die Anthologie dürfte also vor allem interessant sein, wenn man sich mit grundlegenden Texten und dem Verlauf der Debatte auseinandersetzen will.
Alle Aufsätze im Überblick:
- Das japanische Rätsel: Die Verbindung von Wettbewerb und Konsens (Lucian W. Pye, 1985)
- Nihonron – Materialien zur Kulturhermeneutik (Jens Heise, 1989)
- Amae: Ein Schlüsselbegriff zum Verständnis der japanischen Persönlichkeitsstruktur (Takeo Doi, 1963)
- Konflikte und ihre Beilegung. Omote-ura- und uchi-soto-Beziehungen (Takeshi Ishida, 1984)
- Die Integration von Konformität und Konkurrenz (Takeshi Ishida, 1980)
- Die japanische Sozialstruktur. Theorie der unilateralen Gesellschaft (Chie Nakane, 1975)
- Die Tradition der Ausgestoßenen im modernen Japan. Ein Problem der gesellschaftlichen Identität des einzelnen (Hiroshi Wagatsuma, Hiroshi, George A. Vos, 1967)
- Tradition und Moderne. Zum Verhältnis von Vorurteil und sozialwissenschaftlichem Begriff (Rudolf Wolfgang Müller, 1989)
Dieser Band ist Reihe der Suhrkamp Edition Im Schatten des Siegers, die sich außerdem noch mit folgenden Themen auseinandersetzt: Staat und Gesellschaft (Band 2), Politik und Ökonomie (Band 3), Weltwirtschaft und Weltpolitik (Band 4).
Fazit
Dieser Band erklärt die japanische Kultur nicht, sondern ist eine Anthologie wichtiger Grundlagentexte zur Besonderheit japanischer Kultur.Verfasst am 29. Juli 2011 von Friederike Krempin
Tags: Chie Nakane, Nihonjinron, Psychologie, Takei Doi