Ein heimat- und namenloser Kater wird von einem starrsinnigen, mittelllosen Lehrer in sein Heim aufgenommen. Der Kater, der über eine beträchtliche Bildung verfügt und im Müßiggang seinem tatenlosen Herrn in nichts nachsteht, macht es sich zur Aufgabe, das Leben der Menschen, mit denen er zusammenlebt, zu schildern.
Der Kater hat sich dafür genau das richtige Haus ausgesucht, denn sein Herr gilt in der Nachbarschaft als verschrobener, mittelloser Exzentriker. Wenn er nicht gerade seinem Beruf als Englischlehrer in der Schule, wo er nicht sehr hohes Ansehen genießt, nachgeht, sitzt er in seinem Studierzimmer und gibt vor zu arbeiten. In Wirklichkeit aber schläft er oder führt hochtheoretischen Diskussionen mit seinen Freunden, die allesamt lieber reden als zu handeln.
Der Kater beobachtet das Leben der Menschen aus distanzierter und so auch kritischer Sicht. Seine satirische Erzählweise deckt das paradoxe und lächerliche Verhalten der Menschen in seinem Haushalt auf und macht die Erzählung, die aus der Schilderung ganz alltäglicher Szenen wie etwa einem Badehausbesuch, einem Nachbarschaftsstreit oder einm Einbruch besteht, so lesenswert.
Etwas befremdlich wirkt allerdings die etwas umständliche, altertümliche Sprachweise, mit der sich der Kater unbewusst selbst karrikiert: genau wie sein Herr verliert er sich in langen, abschweifenden Schilderungen. Auch nimmt er in der Tierwelt eine ähnliche Rolle ein wie sein Herr in der Menschenwelt: die Tatsache, dass er in seinem Leben noch keine Maus gefangen hat, zeigt symbolisch, wie untätig und unnütz er als Kater ist.
Neben den humoristischen, kurzweiligen Erzählungen gibt es aber auch Textpassagen, in denen der Herr des Katers und seine Freunde lange philosophische Diskussionen führen. Diese Diskussionen sind oft vom Thema her sehr spezielle und langweilgen schnell – hier kann man einfach ein paar Seiten überschlagen, ohne etwas wichtiges zu verpassen.
Ursprünglich war Ich, der Kater nur als zweiteilige Erzählung für eine Zeitung geplant, ehe wegen des großen Erfolges noch 9 weitere Kapitel hinzufügt wurden. Deshalb unterscheiden sich die ersten beiden von den übrigen Kapiteln: begegnet der Kater zu Beginn noch anderen Katzen, tritt seine eigene Katzenwelt immer mehr in den Hintergrund.
Ab dem dritten Kapitel beschreibt er ausschließlich die Menschen in seinem Haus, wodurch die Erzählung weniger abwechslungsreich wird und der Kater und sein Katerleben selbst immer mehr in den Hintergrund treten. Bedauerlich, denn gerade die Beobachtung der japanischen Gesellschaft aus Katzensicht hat ja eigentlich den ursprünglichen Reiz des Romanes ausgemacht.
Fazit
Eine Katze karrikiert die japanische Gesellschaft: humorvoll und treffend, manchmal aber etwas langatmig.Verfasst am 22. März 2010 von Friederike Krempin
Tags: Gesellschaft, Japanische Bibliothek im Insel Verlag, Katzen, Satire, Soseki Natsume