Nach einer ganzen Reihe an Katzen-Romanen wird es nun auch Zeit für einen Roman für Hundeliebhaber. In Hundeherz erzählt Hiromi Ito essayistisch von ihrem Leben mit den drei Hunden Take, Nico und Louis.
Im Mittelpunkt steht die Schäferhündin Take, die die Familie seit 14 Jahren begleitet. In Hundejahren gerechnet ist Take damit bereits über 100 Jahre alt. Ihr langsamer Verfall und schließlich ihr Tod bilden den Rahmen für die Geschichte.
Take ist inzwischen fast blind und taub, dement und dadurch teilweise ungeduldig. Doch die Erzählerin erkennt in ihr immer noch den geliebten Familienhund und erzählt in Rückblenden, wie Take früher war. Sie beschreibt Take in einer Art, die der Hündin eine eigene, fast menschliche Persönlichkeit geben. Dies macht die Erzählung auch für alle, die nicht unbedingt Hundefreunde sind, interessant. In erster Linie geht es nämlich nicht allein um einen Hund, sondern ein geliebtes Familienmitglied.
Dieses Familienmitglied wird akzeptiert, so wie es ist. Take hat die Erzählerin bereits blutig gebissen, Take hat dunklen Ohrenausfluss, Take macht überall hin – und Take frisst sogar ihren eigenen Kot.
„Aber seien wir mal ehrlich, das Leben mit einem Hund dreht sich um Kacke.“ (Zitat aus: Hiromi Ito, Hundeherz, E-Book-Ausgabe)
Ich habe bisher kein Buch auf japanliteratur.net vorgestellt, in dem es so häufig um das Thema Ausscheidungen geht. Das Wort Kot taucht im Roman 27 Mal auf, das Wort Durchfall 20 Mal. Alle anderen Varianten wie eben das oben erwähnte „Kacke“ habe ich dabei noch gar nicht mitgezählt.
Das Leben der Erzählerin ist – wie sie selbst nicht ohne Ironie zugibt – ein hundezentriertes Leben, das in vielen Punkten auch eine gewisse Komik hat. So passen alle Familienmitglieder im Haus auf, die Worte „Gassi“, „Spaziergang“ oder „wollen wir“ zu vermeiden, da die Hunde ansonsten wegen der Aussicht, dass es nach draußen geht, viel zu aufgeregt werden. Amüsant sind auch die Szenen zwischen der durchsetzungsstarken Take und dem eher verschüchterten Hund Nico, der immer an zweiter Stelle steht und folglich auch immer erst als letzter einen Hundekeks bekommen darf.
Parallel zum langsamen Verfall von Tale schildert die Erzählerin auch den Verfall und Tod ihres Vaters in Kumamoto. Da sie selbst in Kalifornien lebt, pendelt sie zwischen den USA und Japan. Nach dem Tod ihres Vaters wird schließlich auch dessen Hund Louis in die Familie aufgenommen.
Auch wenn dieser essayistische Roman nur insgesamt 237 Seiten hat, hilft das ausführliche Nachwort von Irmela Hijiya-Kirschnereit, einen tieferen Zugang zum Text zu erhalten, der auf weiteren Ebenen doch deutlich mehr enthält als nur die Geschichte über den langsamen Abschied von einem Hund.
Fazit
Ein offenes und schonungslos ehrliches Buch, das das Zusammenleben von Mensch und Hund auslotet.Verfasst am 20. September 2024 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2025