Yumiko ist Journalistin aus Leidenschaft und wird wegen ihrer sorgfältigen Arbeit in die Abteilung der Kolumnisten der „Neuen Nachrichten“ versetzt. Als sie einen Leitartikel über Abtreibung schreibt, bei dem sie sich für die Rechte der Frauen einsetzt, verspielt sie allerdings ihr Ansehen. Sie muss mit ihrem Artikel irgendjemand ganz oben in der Regierung getroffen haben, denn der versucht nun, sie aus ihrer Abteilung entfernen zu lassen.
Yumiko ist eigentlich eine sehr emanzipierte Frau, die sich so etwas nicht gefallen lässt. Obwohl „schon“ mitte Vierzig, befindet sie sich gerade in ihren besten Jahren: sie hat zahlreiche männliche Bewunderer – in der Politik, unter der Prominenz und sogar bei der Yakuza. Yumiko lebt aber mit keinem Mann zusammen, sondern gemeinsam mit ihrer Mutter und Tochter in einer Frauen-WG. Mit ihrem Geliebten, einem Philosophieprofessor, trifft sie sich nur einmal pro Woche in einem Hotel.
Doch gegen den starken Druck aus der Politik ist auch Yumiko machtlos: Ihr Zeitungsverlag ist vom Wohlwollen der Politiker abhängig, die einem Grundstückskauf zustimmen müssen. Der Verlag ist dringend auf das neue Grundstück angewiesen, da das alte Zeitungshaus schon längst zu klein geworden ist. In diesem Zusammenhang ist es für die „Neuen Nachrichten“ ein geringes Opfer, eine Journalistin aus ihrer Abteilung zu entfernen.
Aber Yumiko wehrt sich und nimmt ihrerseits Kontakt zu den führenden Politikern auf. Ihr fehlt zwar die politische Macht, dafür hat sie aber als Journalistin die Möglichkeit, unschöne Geschichten über die Politiker zu veröffentlichen – ein Trumpf, der ihr noch weiterhelfen wird.
Neben Yumikos Konflikt mit der Politik und dem Motiv der Verzahnung von Journalismus und Politik nimmt einen wichtigen Teil der Erzählung aber auch der journalistische Arbeitsalltag an sich mit Redaktionskonferenzen, Themenfindung und dem Verfassen von Artikeln ein. Diese Szenen schildert Maruya sehr exakt, in schon fast dokumentarischer Art.
Neben der Dokumentation der von Yumikos Arbeit gibt es außerdem zahlreiche Diskussionen zwischen allen möglichen Figuren des Buches, in denen gesellschaftliche, geschichtliche und kulturelle Themen Japans diskutiert werden.
Die Journalistin wird so zum informativen Gesellschaftsroman, der – wenn auch teilweise etwas langweilig, weil penibel dokumentarisch – das japanische Mediensystem und die enge Verzahnung von Journalismus und Politik zur Diskussion stellt. Maruya greift damit eine allgemeine Problematik auf, die es auch in westlichen Mediensystemen gibt, weshalb die Journalistin nicht nur allein für Japaninteressierte lesenswert ist.
Fazit
Literarische Dokumentation des japanischen Mediensystems: Von Verstrickungen von Journalismus und Politik und dem Kampf einer Frau dagegen.Verfasst am 26. Juni 2010 von Friederike Krempin
Tags: Emanzipation, Journalismus, Maruya Saiichi, Medien, Politik, Rollenverteilung