Einsam wie ein Einzeller lebt der Student Mikio. Doch er leidet nicht darunter, denn er kennt es gar nicht anders.
Mikio hat seine Mutter nie kennengelernt und auch sein Vater verstarb, als er 16 Jahre alt war. Seitdem kämpft er sich alleine durchs Leben – und hat es bis an die Universität geschafft. Doch kurz vor der Abschlussarbeit eröffnet ihm sein Professor, der Mikio bisher protegiert hatte, dass er Mikios wissenschaftliche Karriere nicht weiter unterstützen wird.
Mikio stürzt in eine Sinnkrise und setzt sich für zwei Wochen in einen kleinen Berggasthof ab, in dem er auch seine Abschlussarbeit beenden will. Er verschanzt sich in seinem Zimmer und begibt sich in eine Gedankenwelt, in der – abgesehen von einer kleinen Ameise, die mit ihm das Zimmer teilt – nur er Platz hat.
Einsamkeit ist das bestimmende Thema dieses Romans. Mikio ist nicht nur in der Universität ein Einzelgänger, er ist auch familiär vollkommen auf sich allein gestellt und weiß weder etwas über die Vergangenheit seines Vaters noch seiner Mutter. Mikio lebt also nicht nur ein Single-Leben, sondern er ist tatsächlich von jeglichen menschlichen Bindungen losgelöst – analog zu einem Einzeller:
Die isolierten Zellen lebten in der Tat auch einzeln weiter, wenn alle Bedingungen stimmten, weshalb man von unabhängigen Lebewesen sprechen konnte. Doch nach einer gewissen Zeit wurden die Zellwände ungewöhnlich fleischig, das heißt die das Leben schützende Schale wurde zu dick […]. (118f.)
Masuda beschreibt nicht nur feinfühlig das Leben eines Singles, sie analysiert in diesem Roman auch genau die Prozesse, die zu einer Gefühlsverhärtung gegenüber anderen führen. Erstaunlich ist, wie sie es zugleich schafft, Einsamkeit zu etwas ganz Natürlichem, Alltäglichen werden zu lassen. Masudas Roman zeigt: Einsamkeit muss nicht niederschmetternd oder traurig sein. Für Mikio, der nichts anderes kennt als ein Leben allein, ist ein Single-Leben selbstverständlich. Die Lehre daraus ist: Einsam ist man nur dann, wenn man sich auch tatsächlich so fühlt.
Fazit
Wer sich einmal richtig in sich selbst zurückziehen möchte oder wer gerade eine Sinnkrise durchmacht, der sollte dieses Buch lesen!Verfasst am 18. März 2013 von Friederike Krempin
Tags: Außenseiter, Berge, Einsamkeit, gescheiterte Beziehung, Identitätssuche, Isolation, Single, Studium