Die USA bedeuteten nicht nur für Europa eine Verheißung auf einen Neuanfang und Wohlstand – auch viele Japaner machten sich im 20. Jahrhundert, vor dem Zweiten Weltkrieg auf, um dort ein neues Leben zu beginnen.
Yoshiko Uchida ist Auswandererin in zweiter Generation. Sie spricht Englisch besser als Japanisch und hat die amerikanischen Staatsangehörigkeit. Trotzdem trifft sie genau wie viele ihrer Generation das Schicksal, mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs interniert zu werden, nur weil ihre Eltern Japaner sind.
Schon als Kind bekommt Uchida zu spüren, dass sie keine vollwertige Amerikanerin ist. Die Eltern – bescheiden, ärmlich aber fleißig, hart arbeitend und christlich – versuchen so gut es geht nicht aufzufallen und sich anzupassen. Uchida, die sich trotz der japanischen Bräuche, die zu Hause abgehalten werden, als Amerikanerin fühlt, versucht so gut es geht, das Japanische abzuschütteln.
Und trotzdem schlägt ihr Ablehnung entgegen: In Amerika schlägt den Japanern Ablehnung entgegen. Yoshiko ist deshalb immer vorsichtig, erkundigt sich beispielsweise vorher, ob Sie als Japanerin das Schwimmbad besuchen kann und ob der Friseur auch wirklich Zeit für sie hat.
Als die Japaner 1941 Pearl Harbor angreifen, eskaliert der vorher schon immanente Rassismus und richtet sich gegen alle Bürger mit japanischem Aussehen – egal in welchem Bezug sie überhaupt noch zu Japan stehen. So wird Uchidas Vater als leitender Angestellter direkt verhaftet, obwohl den Eltern faktisch nichts nachzuweisen ist.
Das Japanische an meinen Eltern hatte nie etwas Nationalistisches an sich. Wie alle Japaner ihrer Generation achteten und liebten sie die Kaiserliche Familie, aber ihre Hingabe galt nicht dem Kaiser von Japan, sondern immer nur ihrem christlichen Gott.S. 59
Für Uchida und ihre Familie bleibt es tagelang unklar, wo Vater und Mann geblieben sind. Schließlich werden auch die restlichen Mitglieder der Familie Uchida in ein Lager in der Wüste gebracht und bleiben dort bis 1943. Ihr Haus und ihre persönlichen Gegenstände, bis auf die, die sie tragen können, müssen sie aufgeben. Auch den geliebten Familienhund müssen sie zurücklassen.
Uchida zeigt, wie ein Land, das sich eigentlich für freiheitliche und demokratische Werte rühmt, Bürger aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert und entrechtet. Zwar ist es sicher auch die Kriegshysterie und der überraschende Angriff der Japaner, der den Hass schürt, bemerkenswert ist aber, dass nur mit den japanischstämmigen US-Amerikanern, nicht aber beispielsweise mit in den USA lebenden deutschstämmigen Bürgern so umgegangen wurde.
Uchida arbeitet später als Schriftstellerin, bis sie ihre Erlebnisse im Internierungslager aber autobiografisch verarbeiten kann, dauert es fast 30 Jahre. Weitere Bücher auf Deutsch, die sich literarisch mit dem Thema beschäftigen, sind Das Echo eines langen Tages und Keiko. Uchidas Autobiografie ist aber eine Spur detaillierter und analytischer und bietet so den momentan besten Einblick in das Thema.
Weiterführende Links
Uchida war mit ihrer Familie in Utah interniert, von einem weitere Internierungslager in Kalifornien gibt es online eine große Bildergalerie, die ein paar Eindrücke vom damaligen Leben im Lager vermittelt.
Fazit
Eine Dokumentation über die Internierung von Japanern und japanisch-stämmigen Bürgern in US-Lagern während des Zweiten Weltkriegs.Verfasst am 4. August 2019 von Friederike Krempin
Tags: Japaner in Amerika