Was Bücher über kleine, gemütliche japanische Läden angeht, die sich dem unruhigen Zeitgeist widersetzen, gibt es im April 2025 eine regelrechte Häufung an Neuerscheinungen: Der kleine Laden des Herrn Takarada, Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen und zuletzt auch dieser Titel, in dem Frau Sango ein Antiquariat betreibt.
Das Antiquariat liegt in Jimbō-chō, Tokyos bekanntem „Bücherviertel“, in dem viele Antiquariate und Buchläden beheimatet sind. Genau so wenig, wie es nicht das einzige (fiktive) Antiquariat im Bücherviertel ist, ist die Idee, einen Roman dazu zu schreiben, nicht neu. So erschien in Japan bereits 2010 bzw. 2011 der Roman die Tage in der Buchhandlung Morisaki, der in Deutschland 2023 und 2024 veröffentlicht wurde.
Die Plots sind jedoch nicht ganz identisch. Während in die Tage in der Buchhandlung Morisaki die 25-jährige Takako in eine Lebenskrise gerät und ihre Heilung im Lesen von Büchern im Antiquariat ihres Onkels findet, erbt Frau Sango das Antiquariat ihres verstorbenen Bruders. Um zu prüfen, in welchem Zustand sich das Geschäft befindet, reist sie zunächst für ein paar Monate vom nördlichen Hokkaidō nach Tokyo.
Frau Sango selbst liest gerne, hat jedoch keine Ahnung davon, wie man ein Antiquariat betreibt. Hilfe bekommt sie von ihrer Großnichte Mikiki, die japanische Literatur studiert und vor der Frage steht, was sie mit ihrem Studium später einmal anfangen soll. An dieser Stelle ahnt man schon: Auch für sie wird ihre Zukunft irgendwie mit Jimbō-chō verknüpft sein.
Der Roman ist in einzelne Kapitel unterteilt, die in einzelnen Episoden jeweils von einem Kunden des Antiquariats, einer besonderen Buchempfehlung an diesen Kunden sowie einem besonderen Gericht erzählen, das Mikiki und ihre Großtante gemeinsam essen.
Dem Roman angefügt ist zudem eine Liste mit den Buchempfehlungen. Diese sind aber allesamt bisher nicht auf Deutsch erhältlich, da es sich um sehr spezielle Titel handelt.
Etwas irritiert hat mich der Titel des Romans, da -san im Japanischen eine Höflichkeitsanrede wie Herr oder in diesem Fall Frau darstellt. Übersetzt hieße der Titel damit wörtlich „Das Antiquariat von Frau Tante Sango“. Im Japanischen hingegen spielt Frau Sango im Titel 古本食堂, der sich mit „antiquarisches Buch-Restaurant“ übersetzen lässt, keine Rolle.
Insgesamt handelt es sich bei das kleine Antiquariat von Tante Sango-san um einen Wohlfühlroman, der in ruhiger Erzählweise entweder von ausschließlich guten Dingen – und leckerem Essen – erzählt oder aber Problem, sofern sie auftreten, schnell löst.
Fazit
Ein Wohlfühlroman für Buchliebhaber.Verfasst am 11. Mai 2025 von Friederike Krempin