Tipps und Handbücher zum erfolgreichen Schreiben gibt es viele. Mit diesem Buch gibt Bestsellerautor Murakami nun sein Wissen weiter. Lohnt sich der Kauf, wenn man mehr über Murakami erfahren möchte, oder eher, wenn man selbst ein Buch schreiben möchte?
Von Beruf Schriftsteller ist kein in sich geschlossener Ratgeber, sondern enthält 11 Essays, die um das Thema Schreiben kreisen. Einige sind eher philosophisch:
„Aus meiner Sicht ist das Schreiben von Romanen eine Tätigkeit, der scharfsinnige Menschen sich in der Regel nicht zuwenden.“ (15)
Für Murakami sind Schriftsteller in der Regel Egoisten, die es sich untereinander schwer machen. Hinzu kommt nach Murakami, dass jeder theoretisch schreiben kann beziehungsweise davon überzeugt ist. Dieser einfache Zugang zur Schriftstellerei macht es schwer, sich zu behaupten – egal ob mit Talent oder nicht.
„Auch wer keine Romane schreibt, kann ein erfülltes, geglücktes Leben führen. Wer jedoch schreiben will oder nicht anders kann, der schreibt. (21f.)
Für alle, die sich ans Schreiben wagen wollen, hält Murakami dann auch einige Tipps bereit. Gekonnt höflich und immer mit großer japanischer Bescheidenheit (Murakami betont, dass er keine Allgemeingültigkeit beansprucht, Murakami betont, dass dies nur seine Sicht ist, Murakami betont, dass er sein eigenes Talent nicht beurteilen kann…) legt er seine Standpunkte dar: Wie findet man seinen Stoff Welchen Arbeitsrhythmus sollte man langfristig haben? Sollte man sich Fristen setzen?
Murakamis Essays sind wie lockere Reden an ein Publikum aufgebaut und so lesen sich all seine Ansichten recht flüssig runter. Sie motivieren und machen Lust aufs Schreiben, geben aber nur wenig konkrete Hilfestellung. Murakami arbeitet beispielsweise ohne Abgabeschluss und legt den Verlagen erst seinen nahezu fertigen Roman vor. Er gönnt es sich auch, den Roman nach dem ersten Runterschreiben für ein halbes Jahr in der Schublade verschwinden zu lassen.
Auch wenn die Ratschläge nicht immer praktisch sind, ist es natürlich auch spannend, mehr über Murakami zu erfahren. Hier einige Beispiele:
- Murakami schreibt jeden Tag 10 Seiten. So benötigte er für Kafka am Strand ein halbes Jahr
- Murakami verfasste einige Romane im Ausland. Dort kann er ungestört arbeiten
- gestrichene Passagen von Mister Aufziehvogel verwendete er für Gefährliche Geliebte
Einige Dinge wiederholen sich aber auch. Wer Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede gelesen hat, weiß um Murakamis Leidenschaft für das Laufen und dass er der Überzeugung ist, dass schöpferische Kraft nur aus dem Verbund von körperlicher und geistiger Betätigung entstehen kann. Auch die Geschichte von Murakamis Jazzbar ist dann nichts Neues mehr. Wer sich also primär erhofft, in diesem Buch mehr über den Menschen Murakami zu erfahren, wird enttäuscht sein. Wer dagegen mehr über den Schriftsteller Murakami erfahren möchte, macht mit diesem Buch nichts verkehrt. Unaufgeregt und bescheiden, wie es aufgebaut ist, wird es aber auch keine großen Aha-Effekte bringen.
Fazit
Vor allem ein Buch für diejenigen, die sich für das Schreiben interessieren.Verfasst am 30. September 2016 von Friederike Krempin
Tags: Haruki Murakami