Literarischer Streifzug durch Kanazawa

Literarischer Streifzug durch Kanazawa



Was gäbe es passenderes für Liebhaber japanischer Literatur als ein Buch, in dem es nicht nur um Japan, sondern auch noch um japanische Literatur selbst geht? Ein Buch, das auch noch zeigt, wie wir japanische Literatur in Japan erleben können! Harald Meyers Literarischer Streifzug durch Kanazawa gibt Eindrücke von der Stadt und sammelt literarische Textstücke bekannter Literaten, die die Stimmungen und Orte der Stadt einfangen.

Kaum ein Japanreisender wird Kanazawa wohl auf seiner Must-See-Liste ganz oben stehen haben. Mit knapp einer halben Million Einwohnern ist die etwas abseits gelegene Stadt für japanische Verhältnisse eher klein. Reizvoll ist aber, dass sie – genau wie auch Kyôtô – im Zweiten Weltkrieg nicht von den Bomben zerstört wurde und es so noch viele alte Schauplätze zu entdecken gibt.

Harald Meyer stellt gegliedert nach Schriftstellern, die selbst in Kanazawa gelebt haben, besondere Orte vor. Er hat dazu kurze Passagen aus ihren Werken ausgewählt, die entweder direkt die Stadt beschreiben der Szenen, die in Kanazawa spielen. Mit Yuki Inoue etwa läuft er das Teeviertel Ost, ein Vergnügungsviertel, ab und besucht den Tempel, in dem Inoue mit ihrem Mann gelebt hat. Zu allem gibt es Fotos, die die Eindrücke veranschaulichen.

Innenansicht des Buches

Innenansicht des Buches

Alle Fotos von den Spaziergängen – bis auf natürlich historische Aufnahmen – sind dabei vom Autor selbst. Die Spaziergänge verstehen sich dabei nicht als detaillierte Routenvorschläge mit Wegbeschreibung. Möchte man die vorgestellten Orte tatsächlich abgehen, muss man sich die Geodaten selbst zusammensuchen – was aber bei der Größe der Stadt und der Anzahl der beschriebenen Orte und Sehenswürdigkeiten absolut machbar ist.

Fraglich ist aber, ob die vorgestellten Schriftsteller wirklich anziehend genug extra nur für einen literarischen Spaziergang durch Kanazawa sind. Von den vorgestellten Autoren sind bei uns bisher nur Yasushi Inoue und Yukio Mishima bekannt:

Leider sind von den Autoren – bis auf die zwei genannten, bekannten und Itsuki Hiroyuki – auch noch keine Übersetzungen erschienen, sodass man sich ohne Japanischkenntnisse nur schwer zuvor einlesen kann.

Die Idee eines literarischen Streifzuges ist aber wunderbar und ich würde mir hier definitiv mehr solcher Bücher wünschen – von Kyôtô, Tôkyô oder auch über einzelne bei uns bekannte Schriftsteller wie etwa Sôseki Natsume, die überall in Japan ihre Spuren hinterlassen haben.

Fazit

Ein schönes Buch, leider mit einem örtlich und literarisch sehr speziellen und eingegrenzten Thema, das nur einen ganz kleinen Kreis von Japanreisenden interessieren wird.

Verfasst am 9. August 2019 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 20. August 2019

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